Quantcast
Channel: Partnerschaft – ze.tt
Viewing all 252 articles
Browse latest View live

Meine Freund*innen werden immer wichtiger als mein Partner sein

$
0
0
mi.la/photocase.de

Freund*innen sind mit die wichtigsten Menschen in unserem Leben. Und es gibt einige gute Gründe, warum sie auch wichtiger als eine Beziehung sind.

Als Reinhold Messner von seinem ersten Solo-Trip auf den Mount Everest ins Camp zurückkehrte, war er völlig dehydriert und erschöpft. Er fiel hin, er kroch auf Händen und Knien und als sein Team ihn endlich erreichte, blickte er nur auf und fragte: “Wo sind meine Freunde?”

Egal, ob Messner diesen Spruch tatsächlich gesagt hat, oder nicht – als ich davon las, konnte ich diesen Impuls sofort verstehen. Denn es gibt so Momente, auch im Nicht-Messner-Leben. Man ist am Ende. Man kann nicht mehr. Man möchte nur eins: seine Freund*innen bei sich haben. Denn Freund*innen sind mit die wichtigsten Menschen in unserem Leben. Meine Freund*innen sind mir sogar so wichtig, wie es ein Partner gar nicht sein könnte. Und das hat gute Gründe.

Freiheit zum Aushalten

Mit Freunden haben wir die einzige Beziehung, die wirklich ausschließlich freiwillig ist. Keine familiären Verpflichtungen, keine Schuldigkeiten aus Lust und Leidenschaft. Wir suchen uns unsere Freunde aus. Ganz bewusst und ohne Not. Freundschaften müssen wir auch nicht benennen, nicht aushandeln – wir warten nicht sehnsüchtig darauf, endlich “mein Freund” oder “meine Freundin” sagen zu können. Wir können sie so nehmen, wie sie sind.

Das ist kostbar, denn auch wir können uns geben wie wir sind. Wir haben nicht den Eindruck, uns verstellen zu müssen. Treffen wir Freund*innen, ziehen wir weder den Bauch ein, noch versuchen wir verzweifelt mehr über indisches Art-House-Kino zu wissen, als uns je interessieren könnte. Nur, um jemanden zu beeindrucken.

Wir haben nicht das Gefühl, das beste “Ich” präsentieren zu müssen. Denn wir nehmen Freund*innen ab, dass sie sowieso uns selbst meinen, wenn sie mit uns befreundet sein wollen. Darum sind Freundschaften so wertvoll: Freund*innen sind die Menschen, die wirklich uns meinen. Und das ändert sich auch nicht, sollte die Freundschaft mal abkühlen. Ich habe noch nie eine*n alte*n Freund*in getroffen und mich gefragt: “WTF?! Was habe ich denn da nur gedacht?!” Mit Ex-Partnern ist mir das schon ein paar Mal so gegangen. Mit Freund*innen eben noch nie. Das will was heißen.

Keine „besseren Hälften“

Freund*innen sind auch so furchtbar wichtig, weil sie eben nicht so wichtig sind. Weil wir sie nicht für das Gelingen unseres Lebens verantwortlich machen. Das ist mit Partnern*innen anders. Denn auf Beziehungen lastet oft ein ziemlicher Druck: Ist das wirklich die Person, mit der ich alt werden will? Mit der ich Kinder bekommen könnte? Ertrage ich die Person in zehn Jahren überhaupt noch?

So ein Druck lastet auf keiner Freundschaft. Wir können uns ganz der Freundschaft hingeben ohne dabei noch im Hinterstübchen zu zweifeln: Ist es das Richtige?

Denn Freund*innen sind nicht das, was wir oft als “bessere Hälfte” missverstehen. Wir erwarten von ihnen nicht, dass sie uns komplett machen, unsere Schwächen ausgleichen, uns aufwerten. Wir erwarten kein besseres Leben von ihnen. Das macht ihre Rolle in unserem Leben wiederum so einzigartig: Sie erinnern uns nämlich daran, dass wir das mit dem Glück nur selber hinbekommen können.

Bromance und BFF

Außerdem können wir mit Freund*innen loslassen, ohne ganz loslassen zu müssen. Wir können immer noch ein Stück unsere Fassung bewahren. Klar, meine Freund*innen haben mich schon in allen Aggregatzuständen erlebt: Sie wissen, wie (schrecklich) ich nach zwei Stunden Schlaf und 12 Gin Tonics aussehe. Sie haben mir schon beim Herzschmerz-Schluchzen den Rücken gestreichelt und beim nächtlichen Pinkeln im Park selbstlos das letzte Taschentuch gegeben.

Wir wissen viel voneinander. Worüber wir uns immer mit unseren Eltern streiten, welche Drogen wir schon mal ausprobiert haben, wen wir betrogen haben, wen wir nie vergessen können.

Aber es gibt trotzdem eine backpapierdünne Schicht, die in Freundschaften fast nie durchtrennt wird. Denn Freund*innen sehen nur ganz selten die schlimmste Version von uns. Wie wir vor Eifersucht durchdrehen können, wie wir uns mit Affären rächen, wie bewusst wir verletzend sein können. Unsere wirklich hässliche Fratze kennen oft nur unsere Partner*innen.

Deswegen werden mir meine Freund*innen auch immer wichtiger als eine Beziehung sein. So paradox es klingt. Aber Freund*innen finden uns besser, als wir uns selbst finden. Denn sie kennen nicht alles von uns. Sie finden uns besser, und so fühlen wir uns besser. Aber wir fühlen uns nicht nur besser, wir werden auch besser. Denn wir möchten die Person sein, von der unsere Freund*innen glauben, dass wir es sind.


Vier Dinge, die deine Beziehung garantiert gefährden

$
0
0
Beziehung

Zu einer erfüllenden, langen Beziehung gehört mehr als Liebe. Wer diese vier Dinge in der Partnerschaft vermeidet, ist auf einem guten Weg. 

Um mich herum heiratet es wieder. Wie fast jeden Sommer gibt’s auch 2016 die eine oder andere Eheschließung im Bekanntenkreis. Ich selbst bin mit dem Projekt ja leider gescheitert, aber selbstredend wünsche ich den Paaren von ganzem Herzen alles Gute, Liebe und jede Menge Glück.

[Außerdem bei ze.tt: Diese Beziehungstipps hätte ich mir vor meiner Scheidung gewünscht]

Es gehört jedoch deutlich mehr zu „bis der Tod euch scheidet“ als Liebe, Glück und gute Wünsche. Eine Beziehung ist vor allem Arbeit. Unverändert gültig und hilfreich sind dabei diese Ratschläge des Psychologen und Eheforschers John Gottman von 2013, die ich allen Verheirateten des Sommers an die verliebten Herzen legen möchte. Dinge, die man auf gar keinen Fall tun sollte und die laut Gottman mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Scheidung führen.

Vier Dinge, die laut Forschung jede Beziehung zerstören:

Streit
© Giphy

1. Ständiges Kritisieren

Wenn es eine Beschwerde gibt, wenn einer*m von beiden etwas auf der Seele liegt, dann muss darüber natürlich geredet werden. Dabei ist das „wie“ entscheidend. Schädlich nämlich sei grundsätzliches Gekrittel. Das kommt zum Beispiel in Sätzen zum Ausdruck, die mit „Immer machst du“, „Nie sagst du“, „Hast du schon wieder…“ beginnen. Eine Beschwerde betrifft laut Gottman-Forschung das Verhalten des*der Partner*in, Kritik hingegen eher den Kern der Persönlichkeit.

Besser: Ich-Botschaften und positive Bedürfnisse bzw. Wünsche formulieren.

2. Geringschätzung

Wer dem*der Partner*in ständig mit Zynismus, Sarkasmus und ironietriefenden Frotzeleien begegnet, wer die Sorgen des*der anderen nicht ernst nimmt, der wertet ihn*sie dadurch konstant und umfassend ab. „Es ist geradezu unmöglich ein Problem zu lösen, wenn der Partner die Botschaft bekommt, dass man von ihm angewidert ist“, schreiben die Eheforscher des Gottman-Institutes. „Geringschätzung ist der stärkste Indikator für eine bevorstehende Scheidung und muss daher eliminiert werden.“

Besser: Respekt und Dankbarkeit für den*die Partner*in entwickeln und positive Aspekte finden und betonen.

3. Schuldzuweisung

Sie war’s? Er war’s? Und zwar jedes Mal? Das ist laut Forscher kein gutes Zeichen. Sich entweder zu entrüsten oder in eine Opferrolle zu schlüpfen, sei ein Versuch, einen gefühlten Angriff abzuwehren. „Viele Menschen fallen in eine Verteidigungshaltung, wenn sie kritisiert werden. Das Problem ist, dass das niemals bei der Lösung des aktuellen Konfliktes hilft.“

Besser: Überprüfen, welchen Anteil man selbst an der Situation hat. Dem Volksmund auch bekannt als „an die eigene Nase fassen“.

4. Dicht machen

Das ist so etwas wie die innere Kündigung im Beziehungskontext. Wer sich nicht mehr streitet, einbringt oder interessiert, wer sich schulterzuckend zurückzieht, der hat sich emotional aus der Situation verabschiedet und ist nicht mehr erreichbar.

Besser: Dem*der Partner*in mitteilen, dass man eine kurze Pause braucht und den Konflikt so lange aussetzen. Die Forscher berichten: „In einer unserer Studien haben wir die Paare nach einer Viertelstunde unterbrochen und ihnen gesagt, wir müssten das Equipment anpassen. Wir baten sie, so lange nicht über ihr Problem zu reden und stattdessen für eine halbe Stunde Zeitschriften zu lesen. Als sie dann wieder über ihr Problem sprachen, war ihr Herzschlag sehr viel niedriger und die Interaktion positiver und produktiver.“

Es geht in einer erfüllten, langanhaltenden Beziehung eben ganz und gar nicht darum, niemals zu streiten – es geht darum, das auf eine konstruktive, wertschätzende Weise zu tun.

Auf der Website von „The Gottman Institute“ heißt es dazu: „Unsere Forschung hat gezeigt, dass nicht das Auftauchen von Konflikten, sondern die Art des Umgangs den Erfolg oder die Niederlage einer Beziehung vorhersagen.“

Also zofft euch, was das Zeug hält – aber werft halt keine Vasen.

Wann ihr eurer Beziehung eine zweite Chance geben solltet

$
0
0
Scott Webb, stocksnap.io | CC0

Viele Paare kommen nach der Trennung wieder zusammen – bis der nächste Streit die Beziehung wieder beendet. Wer aus diesem Muster ausbrechen will, muss die Partnerschaft grundlegend ändern.

„Diesmal ist es wirklich vorbei.“ Oder: „Ein Versuch war es doch noch einmal wert.“ Das sind Sätze, die Menschen in On-Off- Beziehungen nach jedem Aus entschuldigend von sich geben. Doch warum fällt es einigen so schwer, endgültig den Schlussstrich zu ziehen? Und besteht überhaupt eine realistische Chance, dass ein fünfter oder siebter Versuch gut geht?

„Es gab Situationen, in denen ich meine Sachen schon gepackt hatte und gehen wollte. Aber dann hat er genau das Richtige gesagt und ich wurde wieder schwach“, fasst Anna ihre zweijährige, turbulente Beziehung zusammen. Die Studentin ist seit gut einem Monat wieder Single und überzeugt davon, dass diese Trennung die Letzte von ihrem Ex war. Doch die zwei haben sich schon mehrfach getrennt oder standen kurz davor. Was die beiden immer wieder zusammen gebracht hat? Anna erklärt sich die Situation so: „Nach dem großen Krach wurde es dann immer zwei Wochen lang richtig schön.“

Die Ex-Zurück-Phase

Dieses Phänomen ist typisch für eine Trennungsphase, erklärt Paarberater Eric Hegmann, denn nach dem Beziehungs-Aus gibt es immer Zeiträume, in denen einer oder sogar beide den anderen zurück haben wollen. Er nennt das die „Ex-Zurück-Phase“. Schließlich gab es Gründe dafür, das Leben zu teilen. In machen Fällen führt diese Tatsache dazu, dass das Ende kein wirkliches Ende ist. Eine On-Off-Beziehung.

Auch auf ze.tt: Woran ihr merkt, dass ihr die Trennung wirklich überwunden habt

Der Grund: beide Parteien, mit dem Wunsch die Beziehung wieder aufzunehmen, geben sich zunächst besonders viel Mühe und versuchen an den Punkt anzuknüpfen, wo es endete. Allerdings ohne Erfolg, denn sie arbeiten nicht an dem Auslöser des Bruchs. „“Es braucht immer eine Veränderung in den Verhaltensweisen, nicht in der Ausgangslage oder der Umgebung, damit eine Beziehung wieder funktionieren kann. Ansonsten sind die Gründe der Trennung auch wieder die Gründe für die nächste,“ sagt Hegmann.

Die On-Off-Typen

Nicht jede On-Off-Beziehung verläuft gleich. Es gibt immer wieder individuelle Gründe, warum eine Partnerschaft scheitert und die Anziehung dennoch dafür sorgt, dass beide einen neuen Versuch starten. Auch wenig Selbstwertgefühl, Bequemlichkeit oder Zukunftsangst sind mögliche Ursachen für den Rückschritt. Dennoch unternimmt Hegmann mit Hilfe sogenannter „Bindungstypen“ einen Erklärungsversuch: „Ein typischer Fall von On-Off Beziehungen ist, dass ein Partner eher vermeidender Bindungstyp ist. Das heißt, ihm ist wichtiger sich selbst zu entwickeln, er hat eher Angst vor Nähe und Furcht in dem ‚Wir‘ aufzugehen. Dieser Mensch braucht viel Selbstbestätigung.“

Auf der anderen Seite gibt es den eher ängstlichen Bindungstyp. „Das ist jemand, der sich eigentlich sogar gut dabei fühlt, sich um einen Partner zu bemühen, auch bemühen zu müssen; der eher das Gefühlt hat, dass man sich Liebe erarbeiten und verdienen muss. Dieser gibt natürlich dem vermeidenden Partner immer wieder die Bestätigung“, sagt Hegmann. Gut geht dieses Verhalten allerdings nicht aus, denn wenn der vermeidende Partner genug hat, zieht er sich weder zurück. Das stachelt den ängstlichen Bindungstyp an, wieder um die Liebe des anderen zu kämpfen.

Ein Teufelskreis, den auch Anna kennt: „Er ist immer weggelaufen und ich ihm hinterher – wie ein kleines Mädchen. Und wenn ich dann mal gesagt habe, „so geht das nicht und ich will auch einfach nur mal etwas für mich tun“, dann war das auch nicht richtig.“

Muster durchbrechen

Die Abwärtsspirale laugt beide Partner soweit aus, dass es zum Bruch kommt. Kein kompletter, wie auch Annas ehemalige Beziehung zeigt. Sie und ihr Exfreund können beide dickköpfig sein und haben bis zu einem gewissen Punkt auch gerne diskutiert. Doch irgendwann konnte Anna das nicht mehr ertragen: „Das schlimmste ist wirklich, wenn du dich vier oder sechs Wochen mal nicht gestritten hast und du genau weißt, jeden Tag kann es wieder soweit sein.“ Solange ihre Beziehung andauert, konnte sie dennoch besser mit dem Streit als ohne ihn leben, auch wenn Anna bereits nach vier Monaten das erste Mal Schluss machen wollte. Ab diesem Tag kam der Wunsch nach dem Ende immer wieder auf. Gefolgt ist sie ihm dennoch nicht.

Eric Hegmann schließt einen zweiten Versuch für die Beziehung nicht aus, doch sobald dieser nur von einer Seite angetrieben wird, ist auch der siebte Versuch ohne Erfolg: „Das verlängert nur das Leiden nach einer Trennung. Es braucht häufig eine große Distanz und neue Erfahrungen, um Verhaltensweisen tatsächlich anders einordnen zu können und dann auch selber Veränderungen angehen zu wollen. Denn ohne diese Veränderungen ist es einfach nicht möglich.“ Viele Paare hoffen auf ein Wunder. Sie möchten so weiter machen wie bisher, aber eben nur mit den schönen Seiten der Partnerschaft. Das kann aber nur funktionierten, wenn sich wirklich grundlegend etwas in der Beziehung ändert.

Das kannst du tun, wenn du keine Lust auf Sex hast

$
0
0
© benicce/photocase.de

Bei vielen Paaren ist sexuell irgendwann der Ofen aus. Eine*r von beiden hat einfach keine Lust mehr. Wer daran etwas ändern möchte, sollte mit der Beziehung selbst anfangen.

Max und Lisa sind seit fast zwei Jahren zusammen. Sie sind eines dieser Pärchen in meinem Freundeskreis, von denen man glaubt, dass sie, kaum ist die Wohnungstür zu, sich sofort die Kleidung vom Leib reißen und schon im Flur übereinander herfallen.

Nun sitzt mir Max gegenüber und gesteht, dass das schon lange nicht mehr so ist. “Am Anfang, klar”, Max grinst, “aber mittlerweile möchte sie abends immer lieber fernsehen, oder ist zu müde, oder hängt so intensiv an ihrem Handy, dass ich mich gar nicht traue, sie anzufassen, weil ich glaube, sie will es gar nicht.”

“Das hätte ich nicht gedacht”, denke ich als erstes. “Aber das kann ich ja nicht sagen”, denke ich dann. Also frage ich Max: “Hast Du sie denn mal drauf angesprochen?” “Schon. Aber sie meinte einfach nur, dass sie halt keine Lust habe. Hätte nichts mit mir zu tun. Allein dieser Satz!” Max schüttelt den Kopf: “Meinst Du, dass ist normal? Und muss ich das jetzt einfach so hinnehmen?”

Frust mit der Lust

“Normal” ist ja keine Kategorie beim Sex. Aber zumindest ungewöhnlich ist Max’ Problem nicht. Gerade in längeren Beziehungen erleben es viele Paare: Die Lust auf Sex nimmt ab. Der*die Partner*in will einfach nicht mehr so häufig.

Schwindende Lust kann viele Gründe haben. Eine Krankheit kann der Auslöser ein, die Einnahme bestimmter Medikamente, psychische Probleme. Manchmal ist es aber auch einfach Stress oder Müdigkeit.

Aber was, wenn es keine körperlichen Ursachen für die fehlende Lust gibt? Wenn sie lange andauert? Wenn die oder der Partner*in Abends einfach lieber auf dem Sofa liegt, statt Sex zu haben?

Wen man auch fragt, die häufigste Diagnose lautet: In längeren Beziehungen passiert das halt. Die Leidenschaft nimmt ab, Sex wird weniger. Nichts Besonderes. Also doch alles normal? Ich bin skeptisch. Denn dann würde die Lust ja bei beiden Partner*innen zugleich abnehmen und nicht einen von beiden frustriert zurücklassen.

Er/sie will – er/sie nicht

Die Paartherapeutin Helga Odendahl hält von dieser Theorie ebensowenig. Sexuelle Flaute als notwendige Begleiterscheinung längerer Beziehungen? “Das ist Quatsch”, erklärt Odendahl entschieden. Sex sei ein ganz normaler Trieb, “wie essen und trinken”. Ein Trieb, der durch Nähe geweckt wird und sich nicht einfach so verabschiedet.

Ich bin allerdings immer noch skeptisch. Denn das der Sex in jeder Beziehung auf Dauer zumindest weniger wird, scheint doch jedem so zu gehen, oder? Sicher hätten Paare zu Beginn der Beziehung in der Regel ziemlich viel Sex, meint Odendahl, das ließe in der Tat mit der Zeit nach. Zu Beginn seien wir eben noch stark von Hormonen beeinflusst, außerdem sei Sex ja auch Bestätigung. Und die bräuchten wir am Anfang halt mehr. Aber grundsätzlich, meint die Paartherapeutin, verschwinde Lust nicht einfach. Sie erklärt es wieder mit einem Essens-Vergleich: “Man isst ja auch, wenn man keinen Wahnsinnshunger hat.”

Gemeinsam essen ohne Bärenhunger

Mir schwant nichts Gutes. Wenn ein*e Partner*in also keine Lust mehr hat….”Dann hat das was mit der Beziehung zu tun”, beendet Odendahl meinen Satz. Sie sieht es ganz sachlich: Sex sei eine Form, Kontakt und Nähe herzustellen. Und wenn Nähe vermieden wird, aus Angst, aus Zurückhaltung oder Ablenkung, dann gehe eben auch die Lust verloren. Dann stimme also etwas mit der Kommunikation in der Beziehung nicht.

Das sind klare Worte und ich überlege jetzt schon, wie ich das behutsam Max beibringen kann.

Aber das Entscheidende, beruhigt mich Odendahl, sei ja auch gar nicht die Häufigkeit des Sex‘. Wenn ein Paar mit dreimal Sex im Jahr zufrieden sei, wäre ja alles in Ordnung. Es wird erst ein Problem, wenn eine*r damit ein Problem hat.

Das sich vor allem Männer über die fehlende Lust ihrer Partnerin beschwerten, erlebe sie im Übrigen nicht. Frauen tendieren nur dazu, die fehlende Lust weniger zu problematisieren. Aber Männer hätten genauso mit fehlender Lust zu tun.

Wenig Lust auf Sex ist nur dann ein Problem, wenn man ein Problem damit hat

Wenig Lust auf Sex ist also nur dann ein Problem, wenn man ein Problem damit hat. Das klingt natürlich einleuchtend, aber ich muss wieder an Max denken. Denn der hat ja nunmal ein Problem damit. Wie kann man also Max und Lisa helfen?

Helga Odendahl hat einen sehr pragmatischen Tipp, der mir schon sprachlich gut gefällt: “Paare sollten sich sexuell besser versorgen.”

Es müssten ja beim Sex zum Beispiel nicht immer beide Partner zum Orgasmus kommen. Will sagen: Sex zu haben, heißt ja nicht, jedes Mal das ganze Ballett durchzuführen. Es müsste auch nicht zur Penetration kommen, wenn der*die eine*r darauf weniger Lust habe. Es reiche oft schon, wenn eine*r von beiden einfach befriedigt wird – also “sexuell versorgt”.

“Sexuelle Versorgung” ist sicherlich wichtig, ist aber auf Dauer auch nicht wirklich sexy. Was können Paare denn machen, damit die Lust an sich mehr wird? Nach Odendahl hat Lust drei Zutaten: Nähe, Zeit und eine gute Beziehung. Wer mehr Lust will, muss in seine Beziehung investieren. Es sei wie mit allem, was uns wichtig ist. Wir müssen in unserem Leben Platz dafür schaffen. Je mehr Zeit wir uns für uns selber nehmen, desto mehr Möglichkeiten haben wir, schöne Dinge zu genießen. Das sei beim Sex nicht anders.

Nähe und Zeit also. Es war klar, dass es keine ganz einfach Lösung für Max’ Problem geben würde. Aber die beiden können was dran machen. Keine Lust muss nicht sein. Und das ist doch schon mal etwas.

Generation Beziehungsunfähig? Schon die alten Griechen kamen mit Sex und Liebe nicht klar

$
0
0
© Photocase.com/crocodile

Wie gefährlich Leidenschaft und Liebschaften für die Beziehung sind, war im alten Griechenland bestens bekannt.

Klar: Romantik ist eine Erfindung der Moderne, Disney hat uns den Kopf verdreht, wir missbrauchen Gefühle als Ersatz-Religion und als Shopping-Erlebnis – indem wir potenzielle Partner*innen in einschlägigen Dating-Apps wie Schuhe bei Zalando auswählen. Wir konsumieren Affären und One-Night-Stands wie Rauschdrogen auf der Suche nach dem nächsten emotionalen Exzess, bevor wir eine Beziehung mithilfe von Tinder eingehen. Und letzten Endes wollen wir bitte noch Schicksal und Magie.

Wir wollen alles.

[Außerdem bei ze.tt: Wie Singles sich Beziehungen vorstellen und wie sie wirklich sind]

All das wird uns ständig um die Ohren gehauen, gestempelt mit dem Etikett „Generation Beziehungsunfähig“. Man könnte meinen, Liebe sei unter uns zu etwas Gemeingefährlichem verkommen, vor dem man ständig auf der Hut sein muss. Wie wäre es denn da mal zu schauen, wie die großen Philosophen das vor über 2.000 Jahren hingekriegt haben?


Leidenschaft ja, aber nicht in der Beziehung

Liebe und die alten Griechen – stets assoziiert mit Knabenliebe und Hetären, den Edelprostituierten. Auf antiken Vasen verlustierten sich die alten Griechen recht ungeniert, sie haben es faustdick hinter den Ohren.

Deshalb genügte ihnen auch nicht ein Wort für die Liebe – sie hatten gleich drei: Eros ist Leidenschaft und Lust, Philia die freundschaftliche Zuneigung und Agape die altruistische Liebe.

[Außerdem bei ze.tt: Wann ihr eurer Beziehung eine zweite Chance geben solltet]

Weil aber die romantische Liebe, wie wir sie heute kennen, erst Ende des 18. Jahrhunderts populär wurde, findet man diesen Begriff bei den alten Griechen natürlich nicht. Statt wie wir es heute tun, in einer einzigen Person Leidenschaft, Familie und Freundschaft zu suchen, trennte man damals diese Dinge. Und nicht umsonst ist Eros bei dem großen Philosophen Platon ein Dämon, der gezähmt werden muss. Für diese dämonische Verliebtheit gab es daher einen ganz bestimmten Ort.


Freundschaftliche Vernunft-Ehe

Die Ehe jedenfalls war nicht dieser Ort. Man heiratete nicht, weil man verliebt war, sondern die Ehe wurde arrangiert – auf der Basis wirtschaftlicher und freundschaftlicher Interessen.

Bestenfalls lernte man sich dabei auf einem Dorffest kennen, wobei der Mann um die Hand der Frau anhielt, romantische Gefühle? Zweitrangig. Eine Heirat war notwendig, weil sie das Fundament für den sogenannten Oikos bot. Das war ein von der Familie geführter Bauernhof, bestehend aus Ehepaar, Kindern und Sklav*innen.

So setzte sich die griechische Polis, die Stadt, aus vielen Oiki zusammen – bot doch die Landwirtschaft die Hauptgrundlage für das Erwerbsleben und die Lebenssicherung.


Gefährliche Gefühle müssen draußen bleiben

Die freundschaftliche Vernunft-Ehe war die Norm und noch mehr: Zu viel Leidenschaft wurde sogar als Bedrohung für die Ehe gesehen. Kein Wunder: Unkontrollierbare Gefühle bergen zerstörerisches Potenzial.

[Außerdem bei ze.tt: Was du beachten solltest, wenn du jemanden mit gebrochenem Herzen datest]

Gefährlich für einen Vertrag auf Lebenszeit, verwoben mit Erwerbsarbeit und nichts geringerem als der eigenen Existenzgrundlage. Schön dosiert sollten Eros und Aphrodite deswegen am Werk sein: Nämlich nur rund um das Hochzeitsfest und insbesondere natürlich der Hochzeitsnacht, wurde die Braut aufwendig ausstaffiert, um den guten Gatten zu verführen. Schließlich durfte keine Zeit verschwendet werden, um Kinder in die Welt zu setzen. Blieb die Ehe nämlich kinderlos, wurde kurzerhand ein*e neue*r Partner*in geheiratet.

Zweifellos eine pragmatische Herangehensweise, vermutlich kein Sex um des Sex‘ Willen. Den fand man jenseits von alledem.


Affären und amouröse Spiele

Heiraten bedeutete keinesfalls Treueschwur – für Männer jedenfalls. Ehefrauen dagegen wurde diese Freude nicht vergönnt. Allerdings nicht aufgrund von Sexualmoral wie Monogamie. Sondern um sicherzustellen, dass die Kinder vom Ehemann gezeugt wurden, denn sogenannte Bastarde waren in der griechischen Polis verpönt.

Untreue Frauen wurden als Ehebrecherinnen stigmatisiert und vom Hof gejagt. Die Liebschaften der Männer dagegen waren außer Haus toleriert. Hierfür gab es auch noch die Qual der Wahl: Konkubinen als Prostituierte für den schnellen Sex und Hetären für die heiße Affäre. Eine Liaison mit so einer Femme fatale war Pathos auf hohem Niveau mit gebildeten Damen der griechischen Elite, die bei rauschenden Festen, den Symposien, umworben wurden. Hetären wollten erobert werden und das Spiel mit dem Feuer war nicht gerade billig: Kleider, Schmuck, Immobilien – alles im Rahmen des Möglichen, um eine Geliebte zu ergattern. Denn es ging nicht nur um intellektuellen Porno, sondern um l’amour fou.


Pure Vernunft darf niemals siegen

Klar: Wir wollen keinesfalls so leben wie vor 2.000 Jahren, wo Frauen auf erschreckende Weise diskriminiert wurden. Aber: Gestern wie heute ist es eine Herausforderung, in langfristigen Beziehungen das Glück zu finden. Vor allem, wenn man von einer Partnerschaft alles erwartet: Explosives Begehren und Sex bei 1.000 Volt, zum Einschlafen dann aber bitte Geborgenheit und Nähe, dazu noch Sicherheit für die gemeinsame Lebensplanung – genügend Freiraum inklusive.

Ist es nun also klüger ein Kind mit den besten Freund*innen aufzuziehen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht müssen wir es herausfinden. Zumindest gibt es auch heute etwas, dessen Zerbrechen häufig ein Desaster auslöst. Etwas, das nicht fragil sein sollte, sondern stabil. Etwas, das uns Halt gibt: unser Zuhause.

[Außerdem bei ze.tt: Machtspiele in der Beziehung: Wie wir sie erkennen und eine Trennung verhindern]

Wir gründen es in WGs, mit besten Freund*innen, aber am häufigsten auf der Basis romantischer Gefühle – die nicht selten für Drama sorgen und eine Trennung nach sich ziehen. Allein statistisch betrachtet wurden lange Beziehungen längst abgelöst durch kurze Episoden.


Ist es nun also klüger auf die ganz großen Gefühle zu verzichten?

Niemals. Es ist nur die Frage wie wir damit umgehen, ob wir unsere Konzepte überdenken müssen. Wir haben heute die Freiheit, uns zwischen unzähligen Möglichkeiten zu entscheiden. Aber wir sind nicht beziehungsunfähig. Wir sind auf der Suche. Und es geht darum, etwas zu versuchen, etwas zu wagen. Auch wenn wir mal scheitern. Große Gefühle sind ein Risiko wert. Jedes einzige Mal.

Warum wir Entscheidungen öfter intuitiv treffen sollten

$
0
0
© misterQM/photocase.de

Bei den entscheidenden Fragen des Lebens verlassen wir uns oftmals auf unser Gehirn. Es wird schon wissen, ob man den Job wirklich kündigen, eine neue Beziehung eingehen oder die Stadt wechseln sollte, sagen wir uns. Leider liegt es manchmal falsch.

Immer dann, wenn ich denke, ich bin an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich mich tatsächlich erwachsen nennen kann, kommt mir wieder diese eine, lästige Sache dazwischen: Entscheidungen treffen. Ich war noch nie besonders gut darin, mich für dieses oder jenes zu entscheiden. Schließlich bedeutet eine Entscheidung für etwas auch immer eine Entscheidung gegen etwas – und niemand kann mir versichern, dass ich mich richtig entscheide.

Die Entscheidungsproblematik begleitet mich schon eine ganze Weile. Dabei treffen wir laut Forschern rund 20.000 Entscheidungen pro Tag, die meisten davon ganz unbewusst. Man könnte also meinen, ich hätte mich langsam daran gewöhnt. Die Entscheidungen werden aber leider nicht einfacher. Während die Qual der Wahl früher darin bestand, mich im Schwimmbad zwischen Minimilk-Eis und Calippo zu entscheiden, heißt es heute plötzlich: Ist er der Richtige? Passt diese Wohnung zu mir? Soll ich diesen Job annehmen?

Manchmal sind „No-Gos“ genau richtig

Besonders in Liebesdingen habe ich mich gerne auf den Rat anderer verlassen. Mama, Freundinnen, Frauenzeitschriften. Ich habe wahrscheinlich jeden Beziehungstipp gelesen, mich immer brav an vermeintliche Tricks gehalten. Erfolg hatte ich damit nicht. Irgendwann habe ich ganz unbewusst eine Ist-Mir-Egal-Haltung entwickelt und alles falsch gemacht – zumindest aus Ratgeber-Sicht. Ich habe jemanden kennengelernt und beim ersten Date geküsst. Bereits beim vierten Date hat er meine Eltern kennengelernt. Nach knapp zwei Monaten Beziehung flogen wir in den Urlaub. Nach einem halben Jahr zogen wir zusammen. Wir liehen einander Geld, kauften gemeinsam Möbel und schafften uns eine Katze an. Und bisher waren all diese “No-Gos” genau richtig.

[Außerdem bei ze.tt: Warum wir alle öfter „Nein“ sagen sollten]

Der Trick bei dieser Entscheidungssache ist, nicht zu viel darüber nachzudenken und auf das Bauchgefühl zu hören. Dachte ich zumindest. Denn Bauch ist nicht gleich Bauch. Oder besser gesagt: Entscheidungen, die wir gefühlt aus dem Bauch heraus treffen, kommen oftmals gar nicht von da – und können ganz schön gefährlich sein. „Bauchentscheidungen im eigentlichen Sinne sind hochaffektive Kurzschlussentscheidungen“, erklärt Hirnforscher Gerhard Roth von der Universität Bremen. „Es sind Überlegungen, die wir unter Stress, Zeitdruck, Gefahr oder unter dem Eindruck sehr starker Gefühle wie zum Beispiel Furcht und großer Verliebtheit treffen.“

Roth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Entscheidungsprozessen und weiß: „Bauchentscheidungen haben nur den einen Vorteil: dass sie schnell getroffen werden. Ansonsten sind sie angesichts der meist komplexen Entscheidungssituationen in unserem Leben als vorschnelle, unbedachte Entscheidungen oft verhängnisvoll. Zum Beispiel, wenn wir über eine rote Ampel fahren, weil wir es eilig haben“, weiß Roth. Aus wissenschaftlicher Sicht habe ich mich also ziemlich unvernünftig verhalten und einfach Glück gehabt, dass bisher alles funktioniert hat. Bauchentscheidungen sind scheinbar kein Allheilmittel. In Zukunft also doch lieber das Köpfchen anstrengen?

„Intuitive ‚aufgeschobene‘ Entscheidungen sind in komplexen Situationen die besten Entscheidungen“

Darauf, dass ihr Hirn sie schon richtig berät, hat sich vor kurzem eine Freundin von mir verlassen. Sie stand vor der Frage, ob sie für einen neuen Job ihre Zelte in ihrer Wahlheimat Berlin abbrechen und nach Hessen ziehen soll. Obwohl sie in Berlin ziemlich glücklich ist, hatte sie das Bedürfnis, irgendetwas in ihrem Leben verändern zu müssen. Da kam ihr das Jobangebot gerade recht. Nachdem sie aber reingeschnuppert hatte, stellte sie fest: Passt eigentlich überhaupt nicht zu mir. Irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl bei der Sache. Der Drang, so schnell wie möglich etwas zu verändern, war nur leider weiterhin da – und damit auch das Dilemma.

Ganze drei Wochen lang dauerte diese Unschlüssigkeit. Pro-und-Contra-Listen wurden angefangen, aber nie fertig ausgefüllt. Familie und Freunde wurden gefragt. Alles sollte durchdacht werden, schließlich ging es um Geld, um die Arbeit, um die Zukunft. Sie wollte diese Entscheidung unbedingt erwachsen treffen. Und dann fuhr sie nach Österreich, sprang in einen kalten Bergsee und wusste beim Auftauchen plötzlich: Ich will diesen Job nicht.

Das klingt jetzt erstmal wie aus einem billigen Rosamunde-Pilcher-Film, lässt sich aber tatsächlich wissenschaftlich begründen: „Intuitive ‚aufgeschobene‘ Entscheidungen sind in komplexen Situationen, in denen rationales Vorgehen nicht mehr viel hilft, die besten Entscheidungen“, sagt Roth. Fälschlicherweise halten wir diese Art von Entscheidungen für die, die wir mit dem Bauch treffen. Der hat aber gar nichts damit zu tun. Der eigentliche Dank gilt unserem Langzeitgedächtnis.

[Außerdem bei ze.tt: Was Tagträume in uns bewirken]

Wenn man sich pausenlos um eine Frage dreht, kommt man der Lösung nicht unbedingt näher. Mit ein bisschen Abstand geht das viel besser: „Man denkt nicht mehr darüber nach, und am nächsten oder übernächsten Tag entscheidet man ‚intuitiv‘. In der Zwischenzeit hat unser vorbewusst arbeitendes Langzeitgedächtnis die Entscheidungsarbeit für uns getan, nachdem es einmal angestoßen wurde“, erläutert Hirnforscher Roth.

Geheimrezept: Abstand und Intuition

Der Verstand spielt im Entscheidungsprozess dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Unser Aktualbewusstsein ist nämlich so beschränkt und stressanfällig, dass es nur in einfachen Entscheidungssituationen brauchbar wird. Das Geheimrezept für die wirklich komplizierten Fragen des Lebens lautet daher: Abstand und Intuition. Dinge zur Abwechslung mal nicht zerdenken, sondern spontan sein und auf die innere Stimme hören. Das klingt esoterischer als es ist und tut gar nicht weh. Und falls doch: Eine Entscheidung ist selten für die Ewigkeit.

Die Art des Entscheidens von jetzt auf gleich zu ändern, ist wahrscheinlich schwierig. Mein Bauch wird sich nicht einfach raushalten, nur weil ich jetzt weiß, dass er mich zu überstürzten und vielleicht sogar gefährlichen Entschlüssen verleitet. Wie bei vielen Dingen kommt es auf die Mischung an: Ein bisschen Bauch, ein bisschen Kopf, und ganz viel Intuition. Ein eiskalter Bergsee schadet womöglich auch nicht.

10 Sätze, die ich als polyamorer Mensch nicht mehr hören kann

$
0
0
© cydonna / photocase.de

Polyamore sind davon überzeugt, dass wir mehr als einen Menschen gleichzeitig lieben können. Unsere Autorin ist eine von ihnen – und muss ihr Verständnis von Beziehungen immer wieder erklären.

Seit etwa einem Jahr lebe ich offen in einer Polybeziehung und habe mich inzwischen daran gewöhnt, so ziemlich jedem Menschen in meinem Umfeld Rede und Antwort stehen zu müssen. Auch wenn ich nichts dagegen habe, hin und wieder als illegitime Botschafterin des Poly-Lifestyles auszuhelfen, gibt es doch einige Sätze, die ich und andere Polys nicht mehr hören können. Deshalb sollen sie hier ein für alle mal beantwortet sein.

Also ich könnte das ja nicht.

Das ist der erste Satz, den alle Polyamoren zu hören bekommen, sobald sie sich „outen“. Und dann noch einmal, nachdem sie auf Nachfrage erklärt haben, wie sie polyamor leben. Und noch einmal, wenn sie ihre Partner*innen vorstellen.

Wir sind uns durchaus darüber im Klaren, dass unser Konzept für die meisten Menschen erst einmal fremd und ungewohnt klingt. Aber wir wollen weder missionieren, noch glauben wir, dass Polyamorie für jeden die richtige Entscheidung wäre. Du kannst also tief durchatmen und dich entspannen – wir zwingen dir keine Kommunen-Mitgliedschaft auf.

Ich will meine Partner*innen nicht teilen.

Dieser Satz verpasst jedem Poly eine Gruselgänsehaut. Teilen kann man seinen Staubsauger, Bücher oder Urlaubsfotos auf Facebook, aber nicht Partner*innen! Viele Redewendungen und Begriffe, die mit Liebe oder Beziehungen zu tun haben, drücken einen Besitz aus. Partner*innen gehören uns aber nicht, sie gehören nur sich selbst. Deshalb sollten wir auch nicht bestimmen, mit wem sie reden, Freundschaften schließen, ausgehen oder eben Sex haben dürfen.

[Außerdem auf ze.tt: Generation Beziehungsunfähig? Schon die alten Griechen hatten Probleme mit der Liebe]

Polyamorie heißt zu akzeptieren, dass jeder Mensch ein Recht darauf hat, zu tun und zu lassen, was sich gut für sie oder ihn anfühlt. Eine Beziehung bedeutet, dass wir daran teilhaben und darüber reden und vielleicht auch hier und da einen Kompromiss eingehen. Aber das ist auch alles.

Wann hast du entschieden, polyamor zu leben?

Es gibt mit Sicherheit Menschen, die eines Tages entscheiden, Polyamorie ausprobieren zu wollen und die durchaus in monogamen Beziehungen glücklich sein können. Viele Polys sind allerdings davon überzeugt, dass Polyamorie keine Entscheidung ist, sondern eine Veranlagung wie zum Beispiel die sexuelle Orientierung. Für sie kommt es nicht in Frage, monogame Beziehungen zu führen, so wie es für einen Großteil der Monoamoren nicht möglich wäre, in einer polyamoren Beziehung zu leben.

Du bist doch Single, wie kannst du da polyamor sein?

Polyamorie ist keine Beschreibung des Beziehungszustandes, wie zum Beispiel die Bezeichnung „offene Beziehung“. Polyamor zu sein ist Teil einer Identität und bedingt sowohl Beziehungsentscheidungen, als auch wie diese Beziehungen ausgestaltet werden. Jemand kann polyamor sein und sein Leben lang tolle emotionale und sexuelle Beziehungen zu Menschen führen, ohne jemals in einer intensiven langfristigen Beziehung zu sein.

[Außerdem auf ze.tt: Bodyshaming: Männer bekommen öfter Oralsex als Frauen, weil die Vagina verpönt ist]

Polys sind vielleicht auch nur ein Paar mit Affären und engen Freund*innen drum herum. Oder sie sind ein ganzes Netzwerk von Liebhaber*innen, die gemeinsam leben, wohnen, arbeiten und Kinder großziehen. Am Ende geht es nur um die innere Einstellung, dass Polys jede Liebe und jede Verbindung zu einem Menschen so ausleben wollen, wie es sich für sie richtig anfühlt.

Ist Polyamorie nicht einfach nur ein Freibrief zum Betrügen?

Wer in einer polyamoren Beziehung lebt und Sex mit anderen hat, betrügt seinen Partner nicht. Zwei Erwachsene haben einvernehmlich entschieden, auch außerhalb ihrer Beziehung Beziehungen zu anderen zu pflegen – Sex ist nur ein klitzekleiner Teil dieser Vereinbarung.

[Außerdem auf ze.tt: Warum ich Fremdgehen nicht schlimm finde]

Einvernehmlich zu entscheiden, dass eine Beziehung geöffnet wird, bedeutet natürlich nicht, dass Partner*innen einander nie verletzen oder ihr Vertrauen missbrauchen können. Aber auch Monoamore sind nicht vor Eifersucht, Betrug und Kränkungen geschützt, nur weil vermeintlich eine magische Disney-Treue-Fee ihren Schutzzauber über ihnen ausgesprochen hat. Jede Beziehung benötigt ein gewisses Maß an Ehrlichkeit und Empathie, damit niemand zu Schaden kommt.

Bist du denn gar nicht eifersüchtig?

Das kulturelle Bild von Eifersucht ist ein vollkommen verzehrtes. Wenn jemand Eifersucht fühlt, gibt er*sie den Partner*innen die Schuld: Hätte er*sie sich nicht falsch verhalten, wäre das nie passiert. Auch Polyamore erleben Eifersucht – sie gehen nur vollkommen anders damit um.

Wenn wir eifersüchtig sind, hinterfragen wir, woher dieses Gefühl kommt und sprechen offen darüber. Wir nutzen Eifersucht als etwas, an dem sowohl wir persönlich als auch unsere Beziehung*en wachsen können. Das ist im Übrigen eine Einstellung, die auch dem Rest der Welt ganz gut tun würde.

Polyamorie ist sicher toll für Männer, aber für die Frauen tut es mir leid.

Dieser Satz wird nur noch übertroffen von: „Ich könnte mir das ja gut vorstellen, aber meiner Partnerin würde ich das nie erlauben.“ Sorry, aber auf sowas gibt es nicht einmal eine höfliche Antwort. Nicht jeder Mann rammelt alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist, und die meisten Frauen haben sehr wohl Spaß an Sex, auch mit unterschiedlichen Partner*innen. Diese geschlechternormierten Stereotype sind dumm und unglaublich anstrengend und kein Mensch braucht sie, also Schluss damit!

Habt ihr immer Dreier?

Ich weiß nicht, ob du schon einmal versucht hast einen Dreier zu organisieren. Es ist nicht so einfach, wie es vielleicht klingen mag. Du brauchst drei Menschen, die sich alle gegenseitig unglaublich heiß finden (was noch halbwegs fix zu bewerkstelligen ist), diese Personen müssen dann auch noch Lust aufeinander haben (sich also nicht nur attraktiv finden, sondern auch tatsächlich Sex miteinander und zu dritt haben wollen) und sie müssten einen Moment finden, in dem alle drei Lust auf Sex haben.

[Außerdem auf ze.tt: So stellen sich Studierende einen Dreier vor]

Das ist eine logistische Meisterleistung, die nicht umsonst dazu geführt hat, dass Hetero-Paare, die eine Bi-Dritte suchen, in Poly- und Swingerkreisen gerne mal als „Einhornjäger“ bezeichnet werden. Um es kurz zu machen: Nein, wir haben nicht nur Dreier, aber ja, wir sind sehr engagierte Logistiker.

Ich glaube nicht, dass sich Polyamorie durchsetzen wird.

Ja, das glauben wir auch nicht. Polyamorie ist kein Modell, das Monogamie ablösen soll, sondern ein Gegenentwurf, der parallel besteht. Wenn du unglaublich glücklich in einer monogamen Beziehung bist und nie Gefühle für jemand außerhalb deiner Beziehung hast, dann ist doch alles super. Bleib so, wie du bist! Wir wollen nur das gleiche Recht haben, unser Leben und unsere Beziehungen so zu leben, wie es sich für uns gut anfühlt.

Das klingt alles spannend, was du erzählst, aber …

Wenn du findest, dass Polyamorie spannend klingt, solltest du dich weitergehend informieren. Selbst, wenn es für dich nicht in Frage kommt, gibt es so wahnsinnig viele neue Perspektiven auf Liebe und Beziehungen, die wirklich hilfreich sein können.

Es gibt inzwischen eine überschaubare Reihe von Büchern, wie zum Beispiel Schlampen mit Moral oder die Lob der offenen Beziehung, außerdem den sehr unterhaltsamen Podcast Polyamory Weekly, sowie deutsche Portale wie Unter anderen und Polyamorie.de, die auch einige Stammtische und Vernetzungstreffen auflisten.

Ich weiß, das mit der Polyamorie ist ganz furchtbar aufregend und klingt etwas verrückt, aber es tut den Beteiligten nicht mehr oder weniger weh als Liebe das im Allgemeinen eben tut. Können wir uns also einfach darauf einigen, dass wir schon wissen, was wir tun? Das wäre super!

Erste gemeinsame Wohnung: Wenn die Nachbarn Sex haben

$
0
0
© Lea zeichnet

Der Sex des Nachbarn raubte uns zwei Nächte in Folge den Schlaf. Wie reagiert man darauf? Und was nimmt man davon fürs eigene Sexualleben mit?

Den ersten Teil der Kolumne über den Einzug in die Wohnung könnt ihr hier nachlesen.

In der ersten Nacht klatschte es so laut, dass meine Freundin und später auch ich aufwachte. Ja, richtig gelesen: Es klatschte Fleisch aneinander, minutenlang. Und das Klatschen ballerte erhaben durch den Innenhof, zu dem unser Schlafzimmer ausgerichtet ist. Nach kurzen, zufriedenen Seufzern war dann Ruhe.

In der zweiten Nacht hatte unser Nachbar Besuch von einem Rudel Wölfe, die gemeinsam den Mond anheulten. Zumindest hörte sich das mehrminütige Jaulen seiner Sexualpartnerin im Hall des Innenhofs sehr ähnlich an, von dem ich um 3 Uhr aufwachte. 

Ich lag so da und lauschte dem Stöhnen der Anderen. Unfreiwillig, etwas perplex, mit leichtem Groll, weil ich ja pennen wollte, aber auch mit seltsamen Interesse. Ich wurde neugierig und fragte mich Dinge, die ich mich selten fragte: Wer tut es dann da jetzt gerade mit wem? Wie mögen die Figuren dieses Liebesspiels aussehen? Ich dachte aber auch: Das kann gerade nicht wirklich Spaß machen, wenn das brutale Klatschen sogar die Vögel vom Dach vertreibt und sich die Lustschreie so gequält anhören, als würde gerade jemand krepieren.

Hast du das eigentlich auch gehört?

„Ey, die könnten wenigstens die Fenster dabei schließen.“ Die Morgen danach waren viel weniger awkward, als man annehmen könnte. Wir fragten uns am Frühstückstisch bei Ei und Orangensaft beispielsweise ganz locker, ob wir das nächtliche Peitschen und Ächzen wahrnahmen und wie wir das jetzt bewerten.

Dazu muss gesagt werden, dass die Situation davon erschwert wird, dass der Nachbar abends auch während der Woche so leise ist wie eine Kreissäge. Seine Wohnung im linken Seitenflügel des Hauses grenzt direkt an unsere. Ungelogen: Beinahe jeden Abend feiert er in seiner Bude irgendeine Party. Außerdem gehört er zur Gattung der Nachtköche, die am liebsten nach 1 Uhr mit Töpfen und Besteck scheppern.

Uns freut, dass sein social life so zu florieren scheint. Aber wir wollen dennoch intervenieren. Spätestens dann, wenn sein sex life auch wieder so vernehmbar floriert.

[Außerdem auf ze.tt: Warum Studierende immer länger bei den Eltern wohnen]

Klar, unsere erste gemeinsame Wohnung liegt in einer besonders hippen urbanen Gegend, wo Menschen Abends lange draußen sitzen, sich Freunde einladen und eben auch gerne harten, geräuschvollen Sex haben. Im schwäbischen Dorf, da unten im Süden wo wir herkommen, da wäre sowas ein Fall für die Lokalpresse. Aber wir leben nunmal in Berlin, da gehört das zum way of life.

Wir hoffen trotzdem, dass wir fortan nicht jedes Wochenende von fremden Geschlechtsverkehr geweckt werden, dessen Klang sich tief in unser Gedächtnis einbrennt. Also diskutierten wir über geeignete Reaktionen, sollte das wieder vorkommen.

Joa, und wir so?

Ich sagte, wir könnten ja auf Anraten eines Kollegen einen Zettel mit netter Botschaft am Fenster anbringen, auf dem der Wunsch steht, dass sie ihre Triebe vielleicht am Abend statt in der Nacht ausleben, das würde allen Parteien helfen. Wir verwarfen den Gedanken, irgendwie ist das dann doch spießig.

Sie sagte, der Schlüssel sei, den Nachbarn zu einer anderen Technik zu raten. Weniger buttern, mehr genussferkeln zum Beispiel, dann dauere es nicht mehr so lange zum Höhepunkt. Aber auch das scheint uns nicht der richtige Weg zu sein, irgendwie ist das anmaßend.

Vielleicht simulieren wir einfach Mal extrem lauten Koitus, überlegten wir uns kurz, schreien und schlagen mit der Handfläche gegen die Wände, um Rache zu üben. Aber das ist irgendwie ärmlich. Außerdem wollen wir es uns ja nicht gleich nach wenigen Wochen mit dem Nachbarn verscherzen – nur weil er Sex und Spaß hat. Ein Dilemma.

[Außerdem auf ze.tt: Zusammenziehen muss kein Sex-Killer sein] 

Das bestialische Klatschen jedenfalls zeigte Wirkung. Schließlich hatten wir so etwas erbarmungsloses noch nie vorher in unserem Leben gehört. Klar reflektierten wir nach so einem traumatischen Erlebnis auch unser eigenes Sexualleben.

Was wir daraus mitnehmen? Nein, wir müssen wir da jetzt nicht Schritt halten. Nein, so laut muss Sex sicher nicht sein, dass er gut ist. Und nein, Sex wird nicht besser, wenn man es um 3 Uhr nachts tut, wegen einer günstigen Konstellation der Sterne oder so. Wir ändern gar nichts, sagten wir uns, und versuchen einfach, nicht halb Berlin an unserem Beischlaf teilhaben zu lassen. Indem wir künftig manisch prüfen, ob die Fenster alle zu sind.

Danke dafür, lieber Nachbar.


Ich blicke regelmäßig auf die Zeit in unserer ersten gemeinsamen Wohnung zurück und berichte über meine Erfahrungen. Ich freue mich auch Tipps zum Thema. Wie geht ihr mit dem Stöhnen eurer Nachbar*innen um? Schickt mir eine Mail an till.eckert@ze.tt.


Was wir von Wühlmäusen über Sex und Beziehung lernen können

$
0
0
© dpa

Prärie-Wühlmäuse führen meist monogame Beziehungen. Forscher*innen machen dafür vor allem ein Hormon verantwortlich: Oxytocin. Auch der menschliche Körper produziert es. Welche Parallelen lassen sich daraus ziehen?

Es waren kalte Nächte, die der Säugetierforscher Lowell Getz und seine Kolleg*innen in den 1970er Jahren auf den Weiden von Illinois verbrachten. Sie wollten die Populationen verschiedener Arten zählen und wärmten sich mit Whiskey, schreibt Abigail Tucker im Smithsonian Magazine. Auch Prärie-Wühlmäuse mögen Whiskey und Getz füllte das Getränk in Fallen für die Tiere. Eine Entdeckung ließ ihn staunen. Ihm fiel auf, dass die Tiere häufig in Paaren auftauchten – je ein Männchen und ein Weibchen. Manchmal ging ihnen dasselbe Paar Monate später gemeinsam in die Falle.

Die Tiere hatten offensichtlich feste Partner*innen – anders als 97 Prozent aller Säugetiere. Auf der Suche nach dem Grund entdeckten Forscher*innen ein Hormon, mit dem sich seither dutzende Forschergruppen beschäftigen: Oxytocin. Es macht die Tiere monogam und wird unter anderem während und nach dem Sex ausgeschüttet.

Noch überraschender war eine zweite Beobachtung. Die nahen Verwandten der Prärie-Wühlmäuse, die Bergwühlmäuse, leben polygam. Sie haben weitaus weniger Oxytocin-Rezeptoren im Gehirn. Forscher*innen gelang es, monogame Prärie-Wühlmäuse polygam umzupolen. Sie schalteten Rezeptoren für Oxytocin im Hirn aus. War das Bindungshormon entdeckt worden?

[Außerdem bei ze.tt: Generation Beziehungsunfähig? Schon die alten Griechen kamen mit Sex und Liebe nicht klar]

Je ausgiebiger Wissenschaftler*innen den Stoff untersuchten, desto magischer schien er zu werden. Hier ein paar Beispiele, wofür Oxytocin bei Wühlmäusen verantwortlich sein soll:

  • Spritzt man weiblichen Tieren Oxytocin ins Hirn, bilden sie danach engere Beziehungen zu ihrem Partner.
  • Durch Kuscheln steigern sie die Ausschüttung von Oxytocin und beruhigen so Artgenossen, die gerade eine schlechte Erfahrung gemacht haben.
  • Weibchen legen sich schneller auf einen Partner fest, wenn sie Oxytocin bekommen hatten.
  • Ein eng mit Oxytocin verwandtes Hormon, Vassopressin, wirkt ähnlich: Verabreicht man Männchen einen Stoff, der die Ausschüttung von Vasopressin unterbindet, gehen sie keine festen Beziehungen ein.
  • Nicht alle männlichen Wühlmäuse leben monogam. Manche ziehen zwar mit dem Weibchen die Kinder auf, vergnügen sich jedoch außerhalb des Nests mit anderen Weibchen. Diese Tiere haben andere Rezeptoren für Vasopressin als die treuen Tiere.

Eine Erklärung für die starke Wirkung der beiden Hormone: Die Rezeptoren befinden sich im Hirn in der Nähe des Sucht- und Belohungszentrums – Oxytocin als Liebes- und Bindungsdroge.

„Liebe machen wie eine Wühlmaus“

Auch der Mensch hat Rezeptoren für Vasopressin und Oxytocin. Und auch beim Menschen fördern körperliche Nähe und Sex die Produktion von Oxytocin. Vieles, was wir über die beiden Hormone wissen, stammt aus der Forschung über Wühlmäuse. Lassen sich die Beobachtungen auch auf den Menschen übertragen?

Oxytocin-Expertin Beate Ditzen ist zurückhaltend. Die Psychologin und Paartherapeutin forscht an der Universität Heidelberg zur Wirkung von Oxytocin auf Menschen. „Was Liebe, Bindung und Treue angeht, finde ich die Wühlmausforschung sehr schwer unmittelbar auf den Menschen übertragbar“, sagt sie. Ihr Kollege René Hurlemann von der Universität Bonn sieht es ähnlich: „Wir sollten uns davor hüten, die Ergebnisse eins zu eins auf den Menschen zu übertragen“, sagt er.

[Außerdem bei ze.tt: So liebevoll necken sich nur Pärchen]

Dennoch sind Oxytocin-Forscher*innen nach wie vor auf Tierversuche angewiesen. Das liegt daran, dass man das menschliche Hirn nicht so detailliert untersuchen kann wie das einer Wühlmaus. Versuche, bei denen bestimmte Neuronenstränge ausgeschaltet werden oder das Hormon direkt ins Hirn gespritzt wird, sind beim Menschen undenkbar. Und so wissen Forscher*innen noch immer nicht genau, wie und wo Oxytocin im Gehirn  genau wirkt.

Unklar ist nach Angaben von Ditzen etwa, ob Männer und Frauen deutliche Unterschiede bei dem Hormon zeigten, oder ob monogame Menschen eine höhere Oxytocin-Rezeptordichte haben als eher polygam veranlagte.

Das magische Spray

Auch wenn nicht geklärt ist, welche Mechanismen beim Menschen im Hirn genau wirken – unstrittig ist, dass der Stoff auch bei uns wirkt, und dass Parallelen zu den Nagetieren erkennbar sind. Er spielt eine wichtige Rolle bei der Paarbindung, wirkt im Belohnungssystem und wird ebenfalls durch Sex, körperliche Nähe und Wärme freigesetzt. Es soll für größeres Vertrauen in andere Menschen und mehr Empathie verantwortlich sein.

Ditzen konnte etwa in einer Studie nachweisen, dass streitende Paare versöhnungsbereiter sind, wenn man ihnen Oxytocin als Nasenspray verabreicht. Hurlemann und sein Team fanden heraus, dass Männer ihre Partnerinnen attraktiver fanden, wenn sie zuvor Oxytocin bekommen hatten.

[Außerdem bei ze.tt: 17 Zeichen, dass du lieber Single bleiben solltest]

Dennoch ist es nicht gesichert, ob Nasensprays mit Oxytocin (in der Apotheke gegen Rezept erhältlich) oder mehr Sex eine Beziehung automatisch harmonischer und treuer machen. „Wir haben das im Labor unter standardisierten Bedingungen getestet“, sagt Ditzen. Das lasse sich nicht mit einem chaotischen Alltag vergleichen, wo keine Zeit bleibt, vor dem Streiten Nasenspray zu nehmen – oder erstmal zusammen ins Bett zu steigen.

Zudem ist völlig unklar, wie das Hormon bei längerfristiger Einnahme wirkt. Dass es wirklich „liquid trust“ ist, wie im Internet angepriesen – unwahrscheinlich. „Insgesamt weisen die Daten nicht darauf hin, dass Oxytocin als Allheilmittel wirken oder jeden sozialen Konflikt kitten kann„, sagt die Forscherin. 

Erst recht sollte man nicht so weit gehen, wie Andrew Marshall, der ein Buch über die Nager und Sex geschrieben hat. Der Titel: „Liebe machen wie eine Wüstenwühlmaus: Sechs Schritte zu einem erfüllten und monogamen Sexleben“.

Was ihr wissen müsst, wenn ihr nach der Trennung befreundet bleiben wollt

$
0
0
pexels.com | CC0

Viele Paare bleiben nach einer Trennung befreundet. Wie innig darf diese Freundschaft sein, um die neue Beziehung nicht zu gefährden?

Wer eine neue Partnerschaft eingeht, macht sich automatisch Gedanken über die oder den Ex des jeweils Anderen. Wenn frühere Partner*innen sogar zum gemeinsamen Freundeskreis gehören oder weiterhin engen Kontakt mit der Familie pflegen, wird es schnell kompliziert.

Ein Beispiel: Zwei Menschen haben sich im Guten getrennt und bemühen sich seitdem um einen freundschaftlichen, aber doch eher lockeren Kontakt. Beide sind mittlerweile wieder glücklich vergeben. Dennoch besucht die Ex-Freundin regelmäßig die Familie ihres Verflossenen. Im Schlepptau den neuen Geliebten. Eine gute Idee?

„Das kommt drauf an. Wenn die beiden Ex-Partner gesund miteinander umgehen, die Eltern unabhängig von ihren Kindern sind und wenn die Beteiligten sich noch etwas davon versprechen – dann können sie das tun“, meint Paarcoach Gunter König. Er geht davon aus, dass solange das Verhältnis der Ex mit den Eltern beiden Parteien eine Bereicherung bringt, theoretisch alles möglich ist. Aber eben nur theoretisch. Problematisch wird es nämlich, wenn der neue Partner eifersüchtig wird.

Eifersucht gefährdet alte und neue Beziehungen

Es lohnt sich, mal einen Blick auf die Gründe für Eifersucht zu werfen. Die Auslöser für dieses Gefühl liegen nämlich selten beim Gegenüber, sondern bei uns selbst. Schuld sind vorangegangene Enttäuschungen und Vertrauensbrüche, die Eifersüchtige unbewusst auf ihre Gegenüber projizieren. Sie fühlen sich vom Ex des neuen Partners bedroht. Das kann sogar krankhaft werden und die aktuelle Beziehung gefährden.

Eifersucht bedroht auch die Chance, eine Freundschaft nach dem Beziehungsende aufzubauen, sagt Gunter König: „Wenn es tatsächlich gut abgeschlossen ist, dann freut man sich für den Anderen, dass er jemanden hat, der besser zu ihm passt. Aber die Menschen sind in der Regel nicht so vernunftbegabt und lassen sich häufig dann doch von Eifersucht leiten.“ Sie missgönnen also ihrem ehemaligen Partner neues Glück. Der Grund ist nicht, dass sie sich die Beziehung zurück wünschen, sondern dass die eigenen Unzulänglichkeiten aufgezeigt werden: Wenn es mit mir nicht geklappt hat, wieso ist der Ex dann mit jemand neuem so glücklich?

Warum überhaupt Freunde bleiben?

Wieso wenden sich Paare nach einer Trennung nicht einfach voneinander ab? Da wären zunächst die Gründe, aus denen sich beide anfangs auf eine Beziehung eingelassen haben. „Man hat sich gemocht, geschätzt und man hat den Anderen gewählt, weil er besonders war. Das geht nicht von heute auf morgen weg“, erklärt Gunter König. Deshalb liegt es nahe, auch nach dem Scheitern der Beziehung noch den Kontakt und die Nähe der oder des Ex zu suchen.

Justin K. Mogilski und Lisa L.M. Welling von der Oakland University haben sich in einer Studie mit dem Phänomen „Freundschaft mit dem Ex“ wissenschaftlich auseinandergesetzt. Sie haben 348 männliche und weibliche Teilnehmer*innen zwischen 18 und 51 Jahren befragt. Herausgekommen sind sieben Gründe für weiteren platonischen Umgang mit dem oder der Ex. Dazu zählen gemeinsame soziale Kontakte, das gemeinsame Kind und Pragmatismus: Er oder sie hat Geld und macht mir noch Geschenke. In diesem Falle ist der Ex einfach auch noch von Nutzen.

[Außerdem bei ze.tt: Freundschaft mit dem Ex – geht das?]

Aber auch für eine Trennung ohne anschließende Freundschaft gibt es gute Argumente. Problematisch wird es zum Beispiel, wenn noch nicht beide über die Beziehung hinweg sind. Ein nahtloser Übergang von Beziehung zur Freundschaft gelingt selten. Jede*r sollte sich nach dem Ende zunächst einmal auf sich selbst zu konzentrieren. „Die meisten Menschen wissen nicht, dass sie ihre Gedanken steuern können.Wenn man seine Wunden geleckt hat und seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt hat, ist eine Freundschaft möglich“, sagt Gunter König. Sobald allerdings eine*r der zwei Beteiligten das Vertrauen des Gegenübers verletzt hat, wird es schwieriger: Wer will schon mit jemandem befreundet sein, der einen hintergangen hat?

Das Wichtigste ist: Wenn eine Partnerschaft grundlegend nicht funktioniert hat, ist fragwürdig, ob es mit der Freundschaft klappt. In solchen Fällen rät Gunter König davon ab. Er betont außerdem, dass Ex-Partner*innen als Freunde eine neue Rolle im Leben des anderen einnehmen. Das heißt, dass sie Grenzen zu respektieren haben. Sie müssten außerdem akzeptieren, nicht mehr der wichtigste Mensch im Leben des Ex zu sein. Nur wenn diese Regeln eingehalten werden, kann aus Liebe Freundschaft werden.

Wie sich der erste Dreier anfühlt

$
0
0
© Screenshot Youtube WTF Hollywood

Liebe zu dritt? Aufregend! Ein Paar und eine Frau erzählen, wie sie die jeweils anderen Personen fanden, worauf es ihnen ankam und wie der Sex zu dritt war.

Ein Dreier ist eine der klassischsten SexfantasienAuch Leonie (21) wurde irgendwann neugierig. „Wie ist das wohl zu dritt? Ist das nicht komisch? Wer macht wann was?“, fragte sie sich. Lange Zeit war es für sie nur eine vage Idee. „Ich kannte ein paar Freunde, die hatten es ausprobiert. Viele waren es aber nicht. Die, die es getan hatten, fanden es cool.“ Aber wenn sie genauer nachfragte, blieben viele ihrer Fragen unbeantwortet. Aus der vagen Idee wurde der Wunsch, es selbst auszuprobieren. „Ich wollte Antworten, wollte wissen, wie es ist“, sagt die Studentin.

Leon (30) und Jana (20) sind seit zwei Jahren ein Paar. Auch sie finden das Thema Dreier spannend. Ihren ersten Dreier hatten sie nach ein paar Monaten Beziehung. „Ich weiß noch, wie nervös ich war“, erzählt Jana. „Ich wusste nicht, was mich erwartet.“ Leon war entspannter, für ihn war es nicht das erste Mal zu dritt. Für das Paar war es auch kein Problem, eine passende dritte Person zu finden. „Die suchen wir immer über Plattformen im Internet. Irgendwann wird man da immer fündig.“

Zwei Frauen mit einem Mann oder zwei Männer mit einer Frau?

Für Leonie war das nicht so simpel. Sie machte sich Gedanken über die unterschiedlichsten Möglichkeiten. Nicht nur die Frage, ob zwei Frauen mit einem Mann oder zwei Männer mit einer Frau. Es stellte sich für sie auch noch die Frage, wer mit wem? Jeder mit jedem? Auch die beiden Männer? Weil sie schon immer daran interessiert war, auch mal einer Frau näher zu kommen, wollte sie gerne einen Dreier mit einer zweiten Frau.

[Außerdem auf ze.tt: So stellen sich Studierende einen Dreier vor]

Aber wo die passenden Leute dafür finden? Der eigene Freundeskreis erschien Leonie unpassend. „Im Internet wurde ich nicht fündig. Ich habe es aber auch nur halbherzig auf Datingapps versucht, weil mir der Gedanke das mit völlig Fremden zu tun, eigentlich nicht gefällt.“ Auch wollte sie es auf keinen Fall probieren, während sie in einer Partnerschaft war. „Ich wollte nicht eine dritte Person suchen, ich wollte die dritte Person sein“, erklärt sie. Aber sofort meldeten sich bei ihr neue Bedenken: „Die kennen sich gut. Ich bin dann völlig allein.“ Auch diese Vorstellung behagte ihr nicht. Viel besser fände sie es, wenn es ganz spontan passiert. Nach einer Party oder einem gemütlichem Filmabend.

„Mundküsse sind tabu“

Jana und Leon wissen: Spontan passiert das wirklich selten. „Einmal haben wir jemanden nach einer Party mitgenommen, aber das war ein totaler Reinfall“, erzählt Leon. Jana ergänzt: „Er hat sich nicht an Absprachen gehalten und dann haben wir ihn weggeschickt.“ Aber auch mit Internetbekanntschaften ist es nicht einfach. „Wir haben klare Vorstellungen: Die Person sollte Nichtraucher sein, Verhütung ist ein absolutes Muss und Mundküsse sind tabu“, erklärt Leon. Und Jana sagt: „Wir wollen, dass Mundküsse zwischen uns bleiben.“

Wenn sie dann ein bisschen hin und her geschrieben haben und alle Beteiligten mit den Bedingungen einverstanden sind, kann es zu einem Date kommen. „Wir haben vorher schon Bilder getauscht, um zu gucken, ob es passt, aber immer ohne Kopf und nie ganz nackt.“ Die sogenannten Dates finden bei Jana und Leon zu Hause statt. Sie richtigen das Wohnzimmer gemütlich her, stellen Wein parat, aber verstecken auch Pfefferspray für den Fall der Fälle. Aber nicht jedes Mal kommt es wirklich zu einem Dreier, weil die Chemie nicht immer stimmt. „Es müssen drei Leute Zeit haben und sich aufeinander einstellen, das ist aufwendiger als zu zweit“, begründet Leon.

„Beide sind gute Küsser und Liebhaber“

Für Leonie kommt es ganz anders. Zwar nicht ganz ungeplant, aber doch spontaner. An einem Nachmittag lag sie mit einem Kumpel, mit dem sie gelegentlich Sex hat, im Bett und erzählte ihm von ihrem Wunsch. Er sagte ihr, dass er spontan zwar keine Frau kennen würde, die darauf Lust hätte, aber sein bester Freund und er würden seit längerem mal einen Dreier haben wollen. „Eigentlich war das erst nur so daher geredet von uns dreien.“ Aber eines Samstagabends brachte ihr Kumpel Nils seinen besten Freund Tim dann wirklich mit.

„Tim ist kleiner als ich, hat aber hübsche Gesichtszüge und ist gut gebaut. Ich begrüßte ihn direkt mit einer Umarmung, um Nähe und Offenheit zu zeigen. In meiner Wohnung setzte ich mich zwischen die beiden aufs Sofa. Vorher hatte ich extra alles vorbereitet: Leise Musik und nur Hintergrundbeleuchtung, damit es nicht zu hell ist. Auf meinem Wohnzimmertisch stand etwas zu trinken. Die Umgebung stimmte. Und zum Glück entstand auch schnell ein Gespräch. Ich erzählte Nils ein paar Neuigkeiten und probierte vor allem, Tim kennenzulernen. Ihn kannte ich ja vorher nicht. Nach etwa einer halben Stunde Gespräch war es dann so weit.

[Außerdem auf ze.tt: Liebe zu dritt: Diese Jungs führen eine Beziehung]

Das war der Moment, vor dem ich am meisten Angst gehabt hatte. Weil ich einfach nicht wusste: Wie fängt man an? Zum Glück war Nils direkt. Irgendwann küsste er mich einfach. Das war bekanntes Terrain. Und auch Tim kannte keine Scheu und rückte näher an mich ran. Dann war es ganz leicht. Ich löste mich von Nils und küsste Tim. Alles passierte ganz automatisch. Ich hatte gar keine Zeit mehr, irgendwas komisch zu finden. Beide sind gute Küsser und Liebhaber, und zum Glück sehr direkt.

Ich küsste sie abwechselnd, ließ mich streicheln und streichelte zurück. Wir zogen uns aus. Meine Frage nach dem „Was genau man zu dritt macht“, wurde beantwortet. Wir drei, alle Anfänger beim Thema Dreier, machten alles mehr oder weniger abwechselnd. Beide Jungs waren nicht am anderen Geschlecht interessiert. Deswegen stand ich im Mittelpunkt. Während ich mit einem schlief oder mich oral befriedigen ließ, küsste oder verwöhnte ich den anderen.

Es gab diese Momente, als sich die Jungs gegenseitig die Kondome reichten oder als wir aufgrund der Sommerhitze eine Trinkpause einlegen mussten und dann haben wir alle gelacht. Was ich auch lustig fand, ist, dass man beim Blasen nur bedingt den Rhythmus bestimmen kann, wenn man durch die Stöße eines anderen bereits einen Rhythmus vorgegeben bekommt. Das ist dann ganz anders als im Normalfall.“

„Wenn mal nicht alles so steht wie es soll, ist das gar nicht schlimm“

Für Jana und Leon ist ab und zu einen Dreier zu haben mittlerweile zur Routine geworden. „Es ist jedes Mal anders, aber das macht es so spannend“, erzählt Jana. Und Leon sagt: „Meist macht Jana den ersten Schritt, indem sie beginnt uns zu berühren. Aber immer erst nach einem Kennenlerngespräch.“ Bisher hatten Jana und Leon nur die Konstellation zwei Männer, eine Frau. „Es ist nicht so einfach, eine weibliche dritte Person zu finden, aber weil ich bi bin, ist das kein Problem“, sagt Leon.

Ihm liegt besonders am Herzen, es der dritten Person angenehm zu machen. „Sie soll sich bei uns wohlfühlen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das sein kann.“ Leon hatte seinen ersten Dreier im Alter von 22 Jahren mit einem Pärchen. Den beiden war es leider nicht gelungen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und sie ihn kritisierten ihn noch obendrein.

„Ich möchte nicht, dass sich jemand bei uns so fühlt, wenn zum Beispiel mal nicht alles so steht wie es soll, ist das gar nicht schlimm.“ Er hat gelernt, dass es hilft, alles mit Humor zu nehmen, denn dann nimmt man der Situation die Anspannung und ist nicht mehr so ernst. „So können sich alle viel besser fallen lassen.“ Jana sagt: „Wir sehen Sex zu dritt als Bereicherung für unser Liebesleben. Wir finden es toll, den Partner so auch nochmal anders zu erleben. Dadurch ist man sich letztendlich nur noch näher.“

„Eine Frau zu küssen ist eigentlich wie bei einem Mann – und doch ganz anders“

Leonie und ihre Bettgefährten verbuchen ihr gemeinsames Erlebnis als kleines Abenteuer. „Klar kann ich mir vorstellen, das nochmal zu machen, aber ich muss es nicht ständig machen.“ Ihr zweites Mal war dann, wie sie selbst sagt, „endlich mit einer Frau“. „Ich hatte echt Glück. Wir haben uns in einer Kneipe kennengelernt und sind ins Gespräch gekommen.“ Auf Anhieb verstanden sich die drei. Sie flirteten ein bisschen und merkten, dass alle offen sind. Zum Sex zu dritt kam es dann aber erst ein paar Wochen später.

„Lisa und Max sind sehr aufgeschlossen“, sagt Leonie, die das sehr entspannend fand. „Lisa und ich konnten uns erstmal miteinander ausprobieren und Max hat sich im Hintergrund gehalten.“ Ein sehr aufregendes Erlebnis für Leonie: „Eine Frau zu küssen, ist eigentlich wie bei einem Mann und doch anders. Alles ist viel weicher und zärtlicher. Ich fand es toll ihre Haare im Gesicht zu spüren.

Ihre beiden Dreier fasst Leonie so zusammen: „Ich bin froh, diese Erfahrungen gemacht zu haben. Es ist zwar nicht jedermanns Sache, aber ich finde jeder, der daran Interesse hat, sollte es ausprobieren. Gesellschaftliche Schranken darf es nicht mehr geben. Sich frei ausleben dürfen, gehört zu einer offenen Gesellschaft.“

Fünf Mitzwanziger erzählen, wie sie beim Sex erwischt wurden

$
0
0
© John Dow/photocase.de

Beim Sex erwischt zu werden ist für die meisten eine ziemliche Horror-Vorstellung. Was dabei passieren kann, haben uns ein paar Freiwillige erzählt. Die gute Nachricht: Sie können mittlerweile alle drüber lachen.

Es sind meistens einem nahestehende Menschen, die einen erwischen: Eltern, Geschwister, Mitbewohner*innen. Menschen, mit denen man vieles teilt, aber eben nicht den intimsten Moment. Wenn es dann doch passiert, ist das zwar nicht das Ende der Welt, aber zumindest erstmal das Ende des Geschlechtsverkehrs. Und dann folgt stundenlange Scham gepaart mit „Wie-kann-ich-ihm*ihr-jemals-wieder-in-die-Augen-schauen?“-Gedanken.

Aber, keine Sorge, auch solche Situationen kann man irgendwie überstehen. So gehen einige Psychologen*innen zum Beispiel davon aus, dass es entlastend wirken kann, wenn wir Katastrophenszenarien einmal gedanklich durchspielen. Denn dabei merken wir, dass das Schlimmste, das passieren kann, oftmals gar nicht so schlimm ist.

Maria, 24: „Seine Freundin wollte ihn überraschen“

Ich wusste, dass er eine Freundin hat. Trotzdem sind wir nach einer Party mal abgestürzt. Und dann nochmal. Und nochmal. Beim dritten Mal passierte es dann: Wir lagen im Dunkeln und waren beide schon nackt, da fing plötzlich jemand wild an zu schreien. Ich erschreckte mich zu Tode und dann ging alles ganz schnell: Ich konnte gerade noch die Decke über mich ziehen als seine Freundin auf mich zu stürmte und mir eine wuchtige Ohrfeige geben wollte. Danach rannte sie aus dem Raum.

Alex, mein Bettgefährte, saß einfach nur da und ließ die Szenerie über sich ergehen. Ich schrie ihn an: “Na, geh ihr hinterher!” Er lief los und ich sammelte meine Sachen zusammen und lief nach Hause.

[Außerdem bei ze.tt: So ist es, seine Ausbildung im Sexshop der Mutter zu machen]

Die Freundin tat mir leid, aber ich tat mir auch leid. So verletzlich hatte ich mich selten gefühlt, so ganz nackt und eben auch mit einem ziemlich schlechten Gewissen. Im Anschluss erfuhr ich, dass sie eigentlich das Wochenende verreist sein wollte, sich aber bei Alex’ Mitbewohner einen Hausschlüssel geliehen hatte, um ihn zu überraschen. Die beiden blieben trotz der Sache zusammen und zogen ein Jahr darauf sogar in eine gemeinsame Wohnung. Das habe ich damals nicht ganz verstanden. Und warum sie mir eine scheuern wollte und nicht ihm, weiß ich bis heute nicht.

Olga, 26: „Er schlug mit seinem Penis aus Versehen gegen den CD-Ständer“

Ich war mit meinem ersten Freund zusammen, wir waren so 18, glaube ich. Kurz nachdem wir Sex gehabt hatten, stand er auf und lief durchs Zimmer, um etwas zu holen. Dabei machte er sich einen Spaß daraus, mit seinen Hüften so zu kreisen, dass sein Penis hin- und herschlackerte. Wir lachten uns tot.

Doch dann drehte er sich etwas zu heftig und schlug mit seinem Penis volle Kanne gegen seinen CD-Ständer. Im gleichen Moment kam seine Mutter ins Zimmer. Er schrie und sprang zurück ins Bett und sie zog sofort die Tür zu. Der Arme hatte ziemlich große Schmerzen. Nach einer Stunde bin ich gegangen und traf seine Mutter in der Haustür. Sie sagte: “Gott sei Dank Olga, Du bist da! Ich dachte schon, er wär alleine.”

David, 21: „Mein Bett stand mitten im Raum“

Es ist schon ein paar Jahre her. Ich war noch nicht lange mit meiner damaligen Freundin zusammen. Mein Bett stand damals in der Mitte meines Zimmers. Wir lagen mit unseren Gesichtern zur Tür. Die mein Vater, während wir gerade dabei waren, öffnete. Er schaute mir direkt in die Augen. Ich erschrak, aber so richti etwas ausgemacht, hatte es mir nicht. Mein Vater kriegt eh immer mit, wenn ich ein Mädel mit nach Hause nehme.

[Außerdem bei ze.tt: Bodyshaming: Männer bekommen öfter Oralsex als Frauen, weil die Vagina verpönt ist]

Damals zog er die Tür einfach wieder ran und ich machte weiter. Meine Freundin war total sauer deswegen! Aber das erzählte sie mir erst beim letzten Treffen. Sie hätte sich geschämt, wollte meinen Vater nicht mehr sehen und war wahnsinnig wütend auf mich, vor allem, weil ich einfach weitermachte. Heute tut mir das sehr leid. Mein Bett steht mittlerweile hinter einem Regal.

Linda, 22: „Die Putzfrau kam ins Hotelzimmer“

Mein Ex-Freund ist Engländer und ich besuchte ihn letztes Jahr in London zu einem Familienfest. Seine katholische Oma aus Irland hatte etwas dagegen, dass ich mit bei den Eltern schlief, deshalb nahmen wir uns ein Hotelzimmer. Am nächsten Morgen hatten wir dann Sex, das Bett war direkt neben der Tür.

Obwohl wir ein “Nicht stören”-Schild draußen angehängt hatten, kam plötzlich eine Putzfrau herein. Sie stand direkt neben uns. Ich schrie noch: “Tom, mach die Tür zu”, aber er reagierte nicht schnell genug. Ich zog einfach schnell die Decke über meinen Kopf und wartete, bis die Frau wieder draußen war.

20 Minuten später kam sie wieder herein und wir hatten wieder Sex. Das gleiche Spiel: Ich kreische und ziehe die Decke über meinen Kopf, Tom reagiert nicht. Eigentlich war es ja nicht so schlimm, uns hatte ja niemand erwischt, den wir kannten. Aber ich war trotzdem so sauer auf Tom, weil ich den Eindruck hatte, er würde nicht genug für mich einstehen.

Leo, 28: „Es tut mir so leid, es tut mir so leid“

Ich war bei meiner Freundin und wir waren sicher, dass ihre Eltern noch länger weg sein würden. Also hatten wir Sex bei ihr im Zimmer. Ich lehnte an ihrem Schreibtisch und sie kniete vor mir. Mehr Beschreibung bedarf es wohl nicht. Plötzlich ging die Tür ihres Zimmers auf und ihre Mutter kam rein. Der Horror! Sie machte zwar sofort die Tür wieder zu, blieb dann aber draußen stehen und rief die ganze Zeit: “Es tut mir so leid, es tut mir so leid!”

Das machte es noch viel schlimmer. Meine Freundin war völlig fertig. Erst Stunden später trauten wir uns aus dem Zimmer. Wir hätten uns beide gewünscht, sie hätte lieber so getan, als wäre nichts passiert. Der Sex war dann übrigens eine ganze Weile lang nicht mehr so entspannt.

Haus- und Ehefrau in den 50ern, alleinerziehend in den 70ern: 
Eine Mama mit fünf Kindern erzählt

$
0
0
Collage: ze.tt

Wann ist eine Mutter eine Rabenmutter? Früher war man eine, wenn man sein Kind in den Kindergarten brachte; heute, wenn man es nicht früh genug dorthin bringt. Eine Mutter erzählt.

Mütter sind permanent Beurteilung ausgesetzt. Von der Hausfrauenehe in den 50er Jahren über die Teilzeitmami in den 70ern bis hin zur heutigen Karriere-Mutter: Marianne W. ist 85 Jahre alt und hat all das erlebt. Die Mütter von heute beneidet sie ganz und gar nicht.

Studium in den 50ern

Als in den 50er Jahren in Westdeutschland schick ausstaffierte Hausfrauen am Herd von Werbeplakaten herabwinkten, begann Marianne W. gerade Germanistik und Französisch zu studieren. Die Zwanzigjährige wollte Lehrerin werden. Von ihrer Mutter bekam sie dafür 100 DM im Monat und von der Uni eine Art kleines Stipendium: Für herausragende Fleißaufgaben ließen sich Essensmarken ergattern.

© privat
© privat

Sowas wie Erasmus gab’s damals auch schon: ein Semester an einer anderen deutschen Uni. Um der Heimat mal zu entkommen, wechselte Marianne W. nach einem Jahr vom Rheinland ins südliche Freiburg. Dort musste sie sich für rund 25 DM ein Zimmer mit einer älteren Dame teilen – bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist eben seit eh und je eine Herausforderung.

Kaum hatte sich die Studentin in Freiburg eingelebt, lernte sie in einem Seminar einen Musikstudenten kennen, in den sie sich Hals über Kopf verliebte.

Schwanger im vierten Semester

Es dauerte nicht lange, und die Frischverliebte saß mit eindeutigem Verdacht auf einem ungemütlichen Gynäkologen-Stuhl. Ein Schock für die 23-Jährige? Im Gegenteil: Sie freute sich. Damals war es üblich, so jung Kinder zu bekommen. Ein Baby zu erwarten, machte Marianne W. außerdem Hoffnung, eine eigene Familie zu gründen und endgültig losgelöst vom Elternhaus zu sein.

Ob sie Angst hatte, ihrer Mutter davon zu erzählen? „Nein. Das war eigentlich das Ziel, das Eltern für ihre Töchter hatten. Wenn jemand das Studium abbrach, weil er eine Familie gegründet hat, ist er im Ansehen eher gestiegen als gesunken“, sagt sie.

Rund die Hälfte aller Studentinnen brach Mitte der 50er Jahre das Studium ab. Einer der Hauptgründe war Heirat.

Abbruch des Studiums

© privat
© privat

Marianne W. heiratete noch vor der Geburt ihres Kindes und brach das Studium nach dem fünften Semester ab: „Wir waren erfüllt von der Vorstellung, wir werden was. Es sei denn, wir lernen während des Studiums den Partner des Lebens kennen. Dann war es damals selbstverständlich, wenn man sich der Familie widmete. Und die eigene Ausbildung fuhr weg wie ein Zug – die sah man von hinten wegfahren“, erzählt die einstige Studentin.

Natürlich nagte manchmal ein zweifelnder Gedanke an ihr, doch das ständige Was-wäre-wenn-Denken und die Planungswut von heute kannte sie nicht.

[Außerdem bei ze.tt: Wie du trotz schlechter Kindheit mit deinem Leben zurechtkommst]

Schwangerschaften waren nicht mittels Pille oder Abtreibung kontrollierbar, und Marianne W. betrachtete sie als Naturereignisse: „Man war mehr unter der Regie des Lebens und nicht unter der Regie dessen, was man will. Ich dachte nicht, mein Leben geht jetzt völlig aus dem Leim, weil es anders kommt als gedacht.“

Am Anfang fühlte sich die junge Mutter unsicher mit ihren neuen Aufgaben: „Was hatten Wickeltechniken mit meinem bisherigen Leben und Lernen zu tun? Nichts.“ Doch sie kämpfte sich durch.

„Damals kam’s für eine Frau darauf an, dass sie einen tollen Mann hat.“

Während ihr Gatte sich dem Examen widmete, war für sie von Anfang an klar, dass sie voll und ganz für die Kinder da sein wollte.

In den Folgejahren brachte sie drei weitere Babys zur Welt, sodass ihre Hauptaufgabe mit gerade mal Ende 20 darin bestand, vier Kleinkinder aufzuziehen: „An Kindergarten hab ich überhaupt nicht gedacht. Wir hielten nicht viel davon und sahen das als Notlösung“, erzählt Marianne W.

© privat
© privat

Ohnehin gab es Kindergartenplätze Ende der 50er Jahre in Westdeutschland nicht mal für ein Drittel aller Kleinkinder und für unter Dreijährige gab es nahezu gar kein Betreuungsangebot. In der Öffentlichkeit hielt sich die Ansicht, dass es für Kleinkinder besser wäre, wenn sie zu Hause betreut würden.

Eine Karriere war für Frauen so natürlich nur schwer möglich. „Damals kam’s für eine Frau darauf an, dass sie einen tollen Mann hat, dass der was zu sagen hat“, erzählt Marianne W.

Manchmal war sie heimlich ein bisschen traurig, nicht mehr zu studieren. Doch sie haderte nicht lange: „Dass man solche Dinge recht heiter gemeistert hat, lag daran, dass man nicht mehr in Lebensgefahr war. Der Krieg war rum. Das hat einem diese unglaubliche Widerstandskraft gegeben, gegen all diese Strapazen.“

„Scheiden geht gar nicht, die Ehe ist für immer.“

Trotzdem war Marianne W. in ihrer Beziehung oft frustriert. Ihr fehlte Anerkennung für ihre Aufgaben als Hausfrau und ein Mitspracherecht bei Entscheidungen, die häufig von ihrem Mann getroffen wurden: „Es war eben lange Tradition, dass die Frau dem Mann den Rücken freihält. Da gab es so einen Spruch: Eine Frau geht immer den unteren Weg.“

Laut Gesetz hatte der Mann offiziell die Meinungshoheit in der Ehe und durfte bis in die 50er Jahre hinein über ein Bankkonto der Frau entscheiden. Heute unvorstellbar.

[Außerdem bei ze.tt: Warum sich Gleichberechtigung lohnt – für alle]

Eine Scheidung zog die fünffache Mutter aber lange Zeit nicht in Erwägung, wie viele Ehepaare: Die Scheidungsquote lag 1960 bei niedrigen zehn Prozent. Kein Wunder, denn die Alternativen für Frauen waren schwierig: Mangelnde Kindertagesbetreuung oder abgebrochene Ausbildungen erschwerten eine Berufstätigkeit und so etwas wie Elterngeld kannte man nicht.

„Die Sicherheit, die es damals gab, war familiär. Hartz IV und all die Sachen, das gab’s überhaupt nicht, bis auf die Wohlfahrt. Das war unterirdisch. Dann war man wirklich ’ne arme Sau“, erzählt sie. Außerdem war sie sehr konservativ erzogen worden: „Da wusste man tief im Inneren: Scheiden geht gar nicht, die Ehe ist für immer.“

Scheidung und Berufseinstieg mit 45

In den 70er Jahren kam dann der große Umbruch: Die neue Frauenbewegung, Scheidungswellen und die Antibabypille fluteten das Land. Kitas wurden ausgebaut und immer mehr verheiratete Frauen und Mütter suchten sich einen Job.

Die Kinder von Marianne W. waren inzwischen dem Gröbsten entwachsen und die Mutter, die vorher die Abende zu Hause verbracht hatte, begann wieder auszugehen. Vor allem die abendlichen Sprachkurse in der Volkshochschule hatten es ihr angetan. Dort lernte sie Russisch und war so Feuer und Flamme, dass sie neben dem Bügeln, Waschen, Kochen etliche russische Schallplatten hörte und paukte, bis sie im Stande war, selbst Kurse zu unterrichten.

Dieses erste selbst verdiente Geld und der Kontakt mit neuen Leuten öffnete ihr eine neue Perspektive auf ihre Ehe, mit der sie immer unzufriedener war. Marianne W. fasste den Entschluss, sich endlich von ihrem Mann zu trennen. Nach der Scheidung blieben die zwei jüngsten Kinder bei der Mutter, die drei Älteren waren bereits außer Haus.

© privat
© privat

Der Unterhalt ihres Ex-Mannes und das schmale Gehalt der VHS-Kurse genügten jedoch nicht. Deshalb wagte sich Marianne W. ohne Studienabschluss mit 45 Jahren auf den Stellenmarkt und bekam just durch Kontakte eine Festanstellung als Lektorin in einem Verlag. „Das hat mich beflügelt!“, sagt sie über ihren Berufseinstieg.

In jener Zeit hatte Marianne W. die Wahl: eine Vollzeitstelle, die sie erfüllte, oder eine Stelle, die weniger aufregend war, aber Teilzeit und mehr Zeit für die Kinder ermöglichte. Ganztagsschule oder einen Hort für die Nachmittage gab es zu dieser Zeit nicht. Und obwohl ihr Nachwuchs schon im Teenageralter war, entschied sich Marianne W. gegen eine Karriere und für Teilzeitstelle und Kinder. 

Wann ist man eine glückliche Mutter?

Heute ist Marianne W. 85 Jahre alt und lebt ohne Familientrubel für sich allein. Sie ist froh, dass für Frauen heute eine Trennung einfacher ist, weil die meisten auf eine abgeschlossene Ausbildung bauen und damit unabhängig sein können: „Ich finde die klaren Entscheidungen von heute gut: Es harmoniert nicht mehr, wir trennen uns.“

Wenn ihre vielen Kinder und Enkel zu Besuch kommen, denkt sie über die Mütter von heute nach. Sie findet, dass die unheimlich viel Druck aushalten müssen. „Die Mütter, die einen anstrengenden Beruf haben und abends zu Hause ankommen, sind doch kaputt. Und dann sollen sie sich für sowas wie den Struwwelpeter interessieren?“, lacht Marianne W.

Trotzdem findet sie es wichtig, dass Mütter, die sich heute dafür entscheiden, Kleinkinder unter drei Jahren selbst zu betreuen, nicht als rückständig gelten. Die Enkeltochter kann ihre Oma da gar nicht verstehen. Sie findet es viel wichtiger, dass es genug Betreuungsplätze für Kinder gibt. Weil es Kindern guttue, unter Gleichaltrigen zu sein. Und weil es Frauen ermögliche, einen Beruf zu ergreifen, der Unabhängigkeit und Erfüllung bietet. Und eine glückliche Mutter wiederum ist wichtig für ein Kind.

Nicht-Beziehungen sind die neuen Beziehungen – und das ist gefährlich

$
0
0
emoji/Photocase

Immer mehr Leute führen sogenannte Nicht-Beziehungen. Man ist zusammen und irgendwie doch nicht. Das sagt mehr über unser Beziehungsbild als uns lieb sein kann – wir sollten es dringend ändern.

Es ist eine Szene, die tut einem ein bisschen im Herzen weh. In der US-Serie “Girls” hat Marnie, eine der Hauptdarstellerinnen, bereits eine gewisse Zeit mit einem Typen verbracht. Die beiden sind sich nahe gekommen. Schließlich hilft sie ihm, eine Party auszurichten. Nach der Party fragt er sie, ob er ihr für ihre Hilfe Geld geben kann. Marnie ist irritiert: “Aber ich bin doch deine Freundin!” Und muss feststellen, dass dem nicht so ist. Das wäre ihm neu.

Quelle: Giphy
Quelle: Giphy

Was Marnie hier erlebt, ist ziemlich bitter. Aber es ist nichts Ungewöhnliches. Immer mehr junge Menschen finden sich in solchen Situationen wieder. Man hat Sex, man lernt die Freunde*innen des*der anderen kennen, man führt intensive Gespräche. Über Monate. Was man halt so macht, wenn eine Beziehung losgeht. War all das früher, ganz früher, noch ein unmissverständliches “Wir sind jetzt zusammen”, ist es heute oft nicht mehr als ein “Du bist echt okay”. Das Ganze hat natürlich auch schon einen Namen: Es ist die Nicht-Beziehung.

Und Nicht-Beziehungen sind mittlerweile ein echtes “Ding”. In den USA, wo ja bekanntlich alles herkommt, gehört die “non relationship” längst zum Beziehungs-Repertoire. Magazine beschreiben, wie man Nicht-Beziehungen beendet ohne traurig zu sein und erklären, warum wir das alle mal gemacht haben sollten und welche Typen der Nicht-Beziehung es gibt. Ja, tatsächlich. Auch die Nicht-Beziehung hat Unterkategorien. Versucht das mal euren Großeltern zu erklären.

Generation Nicht-Beziehung

Das Problem dabei ist natürlich, dass sich eine Nicht-Beziehung gar nicht wirklich erklären lässt. Denn genau darum geht es ja bei Nicht-Beziehungen: Man will es nicht definieren. Aber es lohnt sich trotzdem, dieses Phänomen mal ein bisschen aufzuschlüsseln. Denn Nicht-Beziehungen sind typisch für unsere Generation und sagen daher einiges über uns aus.

Die Nicht-Beziehung ist die zwischenmenschliche Form der Unverbindlichkeit. Ein Provisorium. Und als solches Ausdruck einer Lebenseinstellung, die hinter jeder Ecke das noch Geilere, das noch Coolere, das noch Erfüllendere vermutet. #FOMO als Beziehungs-Verhinderer. Aber sie ist damit zugleich Ausdruck einer Generation, der die Unverbindlichkeit sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Befristete Jobs wohin man schaut, unsichere Altersversorgung, der Imperativ der Flexibilität. Unverbindlichkeit kann auch Schicksal sein.

[Außerdem auf ze.tt: Freundschaft und Sex – passt das auf Dauer zusammen?]

Es gibt aber noch andere Gründe für diese Unverbindlichkeit. Eine Generation, die Nicht-Beziehungen als neue Kategorie erlebt, ist nämlich auch feige. Beziehung heißt Verantwortung, heißt Verpflichtung. Heißt: Ich stehe Dir bei. Ich kümmere mich um Dich. Ich bin da, versprochen. Das ist Nicht-Beziehungs-Menschen zu viel. Sie wollen schon auch kuscheln und sorgen, aber vor allem wissen, wo der Notausgang ist.

Mit einem Menschen zusammen zu sein, aber das Ganze nicht wirklich Beziehung nennen zu wollen, heißt nämlich auch, es jederzeit ohne schlechtes Gewissen beenden zu können. Es ist so, als würde man auf einer Party fröhlich trinken, Omas Vase umschmeißen und dann abhauen, bevor es ans Aufräumen geht.

[Außerdem auf ze.tt: Sei kein Idiot! Was du tun kannst, um rücksichtsvoller mit anderen Menschen umzugehen]

Auf Beziehungen bezogen lügt man sich damit selbst in die Tasche. Denn zumeist zieht nämlich doch immer ein*e Partner*in in der Nicht-Beziehung den Kürzeren. In der Hoffnung, dass es doch irgendwann eine echte Beziehung wird, lassen sich viele eine Nicht-Beziehung gefallen. Aber beide gemeinsam leben die Fiktion der Unverletzbarkeit.

Die ist ja auch praktisch. Denn eine Nicht-Beziehung ist eine Harmonieversicherung für Menschen, die vor allem gemocht werden möchten. Wer eine Nicht-Beziehung beendet, macht ja mit niemandem Schluss und muss sich deswegen auch keine Vorwürfe anhören. “No hard feelings”, wie es im Englischen so anschaulich heißt. Und wenn der*die andere trotzdem mal “Aua” schreit, kann man zumindest offiziell nichts dafür. So schützt eine Nicht-Beziehung im Fall des Scheiterns eben auch das Selbstbild: Wir müssen kein Arschloch sein. Das kommt uns entgegen. Die Nicht-Beziehung ist das Zalando der Liebe. Der Rücksendeaufkleber klebt quasi schon drauf.

Beziehung als Heiliger Gral

Das muss auch gar nicht schlecht sein. Ich will Nicht-Beziehungen gar nicht grundsätzlich verdammen. Es gibt zig Gründe, warum man sich manchmal nicht ganz auf jemanden einlassen möchte oder einlassen kann. Manchmal wird aus einer Nicht-Beziehung auch eine Beziehung und manchmal funktioniert sie auch eine Weile richtig gut. Eine Nicht-Beziehung ist ein Modell, das in unsere Zeit passt. Das zu uns passt. Und das ist auch von mir aus gut so. Aber warum gibt es so viele Leute, die partout keine Beziehung führen wollen? Wenn wir etwas so sehr meiden, müssen wir vielleicht nochmal darüber reden.

Womöglich besteht das Problem darin, dass wir die Beziehung noch immer verklären. Sie ist für viele das Ideal der Partnerschaft. Eine Beziehung geht man mit “the one” ein. Kompromisse sind nicht nötig, denn man liebt sich ja. Und Liebe überwindet bekanntlich alle Differenzen. Man gibt sich hin, geht darin auf und wird endlich ein kompletter Mensch. So haben wir es gelernt. So hat es auch Marnie gelernt, in Filmen und Serien, Büchern und Erzählungen. Und wer “the one” noch nicht gefunden hat, muss halt weitersuchen. Die Beziehung ist der heilige Gral der Zweisamkeit und wer auf der Suche nach dem Gral ist, wird sich nicht mit irgendeinem anderen hübschen Becher zufriedengeben.

[Außerdem auf ze.tt: Freundschaften werden immer wichtiger sein als mein Partner]

Aber solange wir so über Beziehungen denken, solange werden wir zögern, uns auf sie einzulassen. Denn so sind sie zu groß. Die Versprechungen sind zu groß und somit auch zum Scheitern verurteilt. Und so führen wir lieber weiter Nicht-Beziehungen und bleiben dabei vielleicht auch eher nicht-zufrieden.

Wir sollten daher verstehen lernen: Eine romantische Paar-Beziehung ist nicht das Nonplusultra aller Lebensformen. Eine Beziehung ist weder das Ende der Suche noch muss sie der Beginn der Langeweile sein. Aber eine Beziehung kann im Kern etwas, was eine Nicht-Beziehung eben nicht kann. Eine Beziehung ist eine Art und Weise einem anderen Menschen wirklich nahe zu kommen. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Beziehung bedeutet, Achtung radikaler Gedanke, sich wirklich auf einen anderen Menschen einzulassen.

Die Frage, die dabei bleibt, ist nur: Trauen wir uns das zu?

Zurück zum Ex? Lass es einfach

$
0
0
Zurück zum Ex

Es fühlt sich so vertraut zwischen dir und deinem*r Ex an – aber deshalb muss es noch lange nicht richtig sein.

Ihr seid gefühlte Ewigkeiten getrennt, lebt längst eure eigenen Leben. Doch plötzlich seht dein*e Ex und du euch wieder – und alles ist so wie früher. Die gleichen Insider-Scherze, die Anziehung, der Duft, die Nähe.

Unweigerlich wächst in deinem Hinterkopf der Gedanke: Was wäre eigentlich, wenn…

Stop. Hier kommt eine ausdrückliche Warnung.

Zurück zum Ex
© Giphy

Es gibt nämlich – auch, wenn sie dir in diesem Moment merkwürdigerweise nicht einfallen wollen – gute Gründe, warum ihr nicht mehr zusammen seid. Zum Beispiel seine*ihre Inkonsequenz, Untreue, Egozentrik. Die Tatsache, dass die Liebe auf einer Seite nicht ausgereicht hat oder zu groß war. Die Entfernung, unterschiedliche Lebenspläne und/oder Beziehungsvorstellungen.

Eure Wiedervereinigung wäre daher sehr wahrscheinlich eine ziemlich schlechte Idee.

Nostalgie ist keine Liebe

Es ist nämlich sehr gut möglich, dass ihr die romantischen Seiten eurer gemeinsamen Vergangenheit verklärt. „Nach langer Zeit zählen nur noch die positiven Erinnerungen. Besonders krass ist es, wenn man in keiner neuen Beziehung steckt. Dann überwiegt die Sehnsucht“, erklärt Psychologin und Beziehungscoach Silvia Fauck. Außerdem flüchten wir besonders in komplizierten, stürmischen Lebensphasen gern zu dem, was wir kennen. Es erscheint uns sicher, gibt uns Halt. Zurück zum*r Ex ist daher ein bisschen so, wie wieder bei Mutti einzuziehen. Und das würdest du doch auch nicht ernsthaft in Betracht ziehen.

[Außerdem bei ze.tt: Wann ihr eurer Beziehung eine zweite Chance geben solltet]

Ihr seid jetzt andere Menschen

Es mag sein, dass er*sie sich in der Zwischenzeit verändert hat, weniger dies und mehr das ist, sagt oder tut – aber das ist bei dir genau so. Niemand kann wissen, ob das, was ihr hattet, noch funktioniert. Wenn es das überhaupt jemals wahrhaftig tat, ihr habt euch schließlicht getrennt. Alles im Leben ist im Fluss und nur, weil ihr eine bestimmte Lebensphase miteinander geteilt und Dinge voneinander gelernt habt, heißt das nicht, dass das auch für die nächsten Phasen gilt.

[Außerdem bei ze.tt: Freundschaft mit dem*der Ex – geht das?]

Alte Muster verschwinden nicht

Es besteht die Gefahr, dass trotz eurer jeweiligen Weiterentwicklung die alten unguten Mechanismen unverändert wirken. Zum Beispiel: Egal, wie aufgewühlt du bist – nach drei Minuten redet er*sie irgendwie nur über seine*ihre Probleme und deine Bedürfnisse gehen unter. Na, erinnerst du dich?

Bequemlichkeit ist nicht das Wichtigste

Einem Menschen, der dich mal in- und auswendig kannte, musst du dich nicht nicht mehr enthüllen und ganz neu erklären. Du kannst sein, wer und wie du bist. Das spart Energie, fühlt sich zudem gemütlich, sicher und vertraut an. Aber mal Hand aufs Herz: Ist Bequemlichkeit wirklich das, was dich im Leben weiterbringt und woran du als Person wachsen kannst? Eben.

[Außerdem bei ze.tt: Woran du erkennst, dass du die Trennung überwunden hast]

Der Rat von Beziehungs-Expertin Fauck ist eindeutig: „Man sollte ehrlich sein, einen geraden Schlussstrich ziehen. Und Vorsicht: Freundschaft ist erst nach einer langen Sendepause möglich. Am besten, wenn jede Seite einen neuen Partner hat.“

Also, genieße ruhig den Moment alter Vertrautheit und Nähe – und dann verschwinde. Mit einem Lächeln.


Warum du bei WhatsApp die besseren Liebesbriefe schreibst

$
0
0
Liebesbriefe per WhatsApp

Früher war alles besser? Von wegen! Zumindest Liebesbriefe sind heute einfacher. Sie finden nämlich auf WhatsApp statt – und bieten viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten.

Unsere Kommunikation hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach drastisch verändert – von Briefen über Telefonate und E-Mails bis hin zu Chats auf dem Smartphone. Auch Liebesschwüre werden heute nicht mehr mühsam mit dem Füller aufs Büttenpapier gekratzt, sondern per WhatsApp verschickt.

„Paare mischen ihre Sätze mit Emojis und Screenshots – und sie wechseln romantische Liebesbezeugungen mit Alltagsinformationen wie zum Beispiel einer Einkaufsliste ab“, erklärt Professorin Eva Wyss im Gespräch mit der dpa. Sie ist nicht nur Sprachwissenschaftlerin, sondern hat auch ein Liebesbrief-Archiv ins Leben gerufen.

Durch die Möglichkeiten bei WhatsApp ist Beziehungs-Kommunikation also viel mehr Zwiegespräch und wesentlich stärker im Alltag verankert. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Menschen keine Mühe mehr beim Ausdruck gäben. Professorin Wyss: „Sie wollen ihre Partner auch sprachlich beeindrucken.“

[Außerdem bei ze.tt: Aus diesen Nachrichten wurde Liebe]

Okay, du kannst WhatsApp-Nachrichten nicht mit Parfüm einsprühen, aber davon abgesehen gibt es eine Menge unschlagbarer Vorteile.

Darum sind Liebesbotschaften via WhatsApp einfach besser:

Emojis drücken viel mehr aus

Im Laufe der Beziehung entwickelt ihr eure ganz eigenen Sprachcodes und Symboliken. Das ist ein Zeichen inniger Bindung und Vertrautheit. Und versuch mal, eine raffinierte, dezent sexuelle Anspielung mit der Hand zu zeichnen!

Die Nachrichten gehen nicht in der Post verloren

Immer dieses Bangen, ob der Brief auch wirklich angekommen ist. Oder vielleicht doch nicht? Zugegeben, eine ewig unbeantwortete Nachricht mit zwei blauen Haken kann dich in eine andere Art der Gefühlshölle stürzen – aber weniges ist unromantischer als ein Liebesbrief per Einschreiben.

[Außerdem bei ze.tt: Die besten Ausreden für späte WhatsApp-Antworten]

Du kannst Sprachaufnahmen verschicken

So gut! Nichts sagt mehr „Ich liebe dich“ als ein zärtliche gesummtes Gute-Nacht-Lied. Oder halt ein liebevoll erzählter Flachwitz, je nachdem.

[Außerdem bei ze.tt: Warum brauchen wir so lange für eine WhatsApp-Nachricht, wenn wir verliebt sind?]

Deine miese Handschrift spielt keine Rolle

Krämpfe in den Fingern, unleserliches Gekritzel, komische Kleckse und Kringel und damit einhergehende Rückschlüsse auf mögliche Persönlichkeitsdefizite – bei WhatsApp alles kein Problem. Für all jene, die es trotzdem gern schriftlich haben: Es gibt tatsächlich Anbieter, die sich auf das Ausdrucken ganzer WhatsApp-Verläufe in Buchform spezialisiert haben.

Außerdem erzeugen WhatsApp-Nachrichten konstante Nähe. „Jetzt haben viele Partnerschaften mit ihren Handys einen permanenten Kommunikationsstrom“, sagt Professorin Eva Wyss. „Sie haben den anderen immer in der Hosentasche.“

Und das ist doch wirklich ein ganz wunderbares Gefühl.

Zwei italienische Nonnen verlassen das Kloster – um zu heiraten

$
0
0
© Screenshot | Twitter | La Stampa

Federica und Isabel haben sich kennengelernt, verliebt und jetzt geheiratet. Dabei waren sie Nonnen im Franziskaner-Orden – das Paar fordert mehr Offenheit von der katholischen Kirche.

Die Geschichte von Federica und Isabel ist eine über die Kraft der Liebe.

Die zwei waren Nonnen; die eine machte einen Bachelor-Abschluss in Philosophie und reiste danach ihr ganzes Leben um die Welt, um Menschen zum katholischen Glauben zu bekehren. Die andere widmete ihre Lebenszeit im Kloster den Armen und Drogenabhängigen. Vor drei Jahren lernten sich die Frauen auf einer Pilgerreise kennen und lieben, wie die italienische Zeitung La Stampa berichtet. Und beschlossen, zu heiraten.

[Außerdem bei ze.tt: Solltet ihr heiraten? Vier Gründe dafür und vier dagegen]

Federica kommt aus Italien, Isabel hingegen aus Südamerika – weil sie sich derzeit nur per Touristenvisum in Italien aufhält, musste das mit der Hochzeit schnell gehen. „Wir möchten friedlich zusammen leben und bald einen neuen Job finden. Wir verlassen das Kloster, aber nicht die Kirche. Und wir verlieren auch den Glauben nicht.“

Geheiratet haben die beiden 44-Jährigen zunächst standesamtlich in der Stadthalle in Pinerolo, ihre Trauung führte der Bürgermeister durch. Italien hat gleichgeschlechtliche Partnerschaften in diesem Jahr als eines der letzten Länder in der EU legalisiert.

Es soll aber auch noch eine kirchliche Trauung geben, geleitet von Franco Barbero, den der Vatikan wegen seiner Homosexuellen-Freundlichkeit im Jahr 2003 exkommuniziert hatte. Er sagt: „Ich fühle mich immer noch bis in die Haarspitzen wie ein Priester.“ In diesem Jahr führte Barbero schon 19 gleichgeschlechtliche Eheschließungen durch. Die von Isabel und Federica wird seine zwanzigste sein.

[Außerdem bei ze.tt: Botswana verweist homophoben Pastor des Landes]

Keine Nonne mehr, lesbisch und auch noch verheiratet: Federica wird ihrem Vater gleich drei Geständnisse auf einmal machen müssen, wie sie sagt. Aber die beiden sind sich sicher: „Gott will, dass die Menschen glücklich sind und die Liebe im Licht der Sonne leben“, sagte Isabel nach der Hochzeit. Und Federica übte dezente Kritik an der katholischen Kirche: „Wir rufen unsere Kirche dazu auf, alle Menschen zu begrüßen, die einander lieben.“

Drei gute Gründe, warum die Ehe ein veraltetes Konzept ist

$
0
0
Ehe und Heiraten haben ausgedient

Unsere Gesellschaft hat sich in den vergangenen 100 Jahren stark verändert, unser Haupt-Beziehungsmodell merkwürdigerweise aber nicht. Zeit, die Ehe mal gründlich zu überdenken.

Ich bin auf einer Hochzeit, für Braut und Bräutigam ist es die zweite Ehe und das Fest ist umso rauschender. Es gibt Liebesschwüre und Cupcakes mit Herzchen, und alle meinen alles ganz ernst. Dabei müssten doch gerade die beiden Hauptpersonen wissen, dass nichts für immer hält und das auch eigentlich ganz okay so ist.

Cupcakeknabbernd gebe ich mich einem milden Zynismus hin und stelle mir die Frage: Warum tun Menschen sich das mit diesen überhöhten Erwartungen und der vermeintlichen Ewigkeit überhaupt noch an? Das passt doch gar nicht mehr in unsere Zeit. Hier sind drei gute Gründe, die Ehe als Konzept abzuschreiben:

1. Die Zweckgemeinschaft ist tot und Romantik hält nicht

Bis ins 19. Jahrhundert war Heiraten eher ein wirtschaftliches Unterfangen, das zu Besitzwahrung und -mehrung beziehungsweise zu sozialer Absicherung oder dem gesellschaftlichen Aufstieg diente.

Das hat sich drastisch geändert. „Partnerschaften sind zunehmend eine Frage der persönlichen Entscheidung geworden. Nie zuvor hatten Männer und insbesondere Frauen die Freiheit, zu wählen“, sagt Professor Franz J. Neyer, Direktor des Instituts für Psychologie an der Universität Jena. Zudem sei das Konzept der Ehe damals noch eng mit dem der Freundschaft verbunden und nicht ausschließlich auf Sexualität und Emotionalität gebaut gewesen.

[Außerdem bei ze.tt: Für immer ist Bullshit]

Wirtschaftliche und freundschaftliche Verbindungen bildeten also ein ganz anderes, haltbareres Fundament für eine Ehe als „nur“ Liebe. Das änderte sich im 20. Jahrhundert. „Mit der Folge, dass sowohl Ehe als auch Partnerschaft weiter idealisiert und romantisiert wurden“, erklärt Professor Neyer.

Ehen werden heute oft aus einem Gefühl romantischer Liebe heraus geschlossen – und das ist ein Problem. Denn die ist nicht nur flüchtig, sondern auch mit Idealisierungen überfrachtet. „Der große Feind der Liebe ist die Romantik (…) Sie lehrt uns, dass wahre Liebe ohne Worte auskommt und eine perfekte Beziehung aus einer mystischen Vereinigung zweier Seelen besteht. Das ist wenig hilfreich“, sagt auch der französische Philosoph Alain de Botton in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Klingt für mich nach erschütternd hohem Scheiterpotenzial.

2. Wir leben zu lange für eine einzige Beziehung

Eine Ehe hielt bis vor etwa 100 Jahren in seltenen Fällen über ein halbes Jahrhundert. Der Tod war damals deutlich mehr als heute Teil des Lebens; Menschen starben leichter und früher, zum Beispiel an Infektionen oder Krankheiten, in Kindbett oder Krieg. Nicht, dass das eine gute Sache wäre – aber allein deshalb konnte „bis der Tod uns scheidet“ durchaus mehrmals innerhalb eines einzigen Lebens eintreten.

„Soziologen nennen es serielle Monogamie, wenn man mehrere aufeinanderfolgende monogame Partnerschaften hat“, so Professor Neyer. „Das Phänomen ist historisch nicht neu. Wiederverheiratungen und Wiederverpartnerungen waren zu allen Zeiten, sofern es wirtschaftlich und persönlich möglich war, gang und gäbe.“

Mehrere Jahrzehnte, also tatsächlich das ganze Leben, mit derselben Person zu verbringen, stellt uns vor neue Herausforderungen. „Man muss auch zusammenpassen. Ist das nicht gegeben, leiden beide“, meint Buchautor Thomas Meyer im Gespräch mit dem Tagesanzeiger. „Es ist uns bewusst, dass Beziehungen nicht ein Leben lang halten, aber wir tun trotzdem noch so, als wäre unsere eigene die Ausnahme“, stellt Meyer fest und sagt auch: „Gegenseitige Anziehung reicht für ein langfristiges Zusammensein nicht aus. Dennoch deuten wir sie als ein Indiz für eine stabile, sorgenfreie Zukunft.“

Vielleicht wäre stattdessen mehr Mut unter anderem zur seriellen Monogamie (nur eben ohne Tod) eine ehrlichere Alternative.

[Außerdem bei ze.tt: Diese Beziehungstipps hätte ich mir vor meiner Scheidung gewünscht]

3. Freunde ersetzen die Familie

„Menschen haben das Bedürfnis nach Intimität und Nähe zu anderen, und dieses Bedürfnis wird zumindest in unserer Kultur am stärksten in Partnerschaften, aber auch in anderen nahen Beziehungen wie etwa in Familienbeziehungen und Freundschaften gestillt“, sagt Professor Neyer.

Wer also nicht in einer festen Partnerschaft lebt, ist deshalb noch lange nicht einsam. Freund*innen sind für viele Menschen ein valider Ersatz für eine eigene Familie.

„Wenn tatsächlich jemand keine oder nur eine sehr spärliche Familie hat – und die Zahl derer steigt kontinuierlich – dann wird ein Leben im Kreis der Freunde immer mehr zur Option. Hinzu kommt, dass Familien heute meist sehr klein sind – bestimmte Funktionen, die vorher die Familie übernommen hat, übernehmen jetzt immer häufiger Freunde“, sagt zum Beispiel der Freundschaftsforscher Janosch Schobin im Interview mit Cicero.

Das soziale Gefüge verändert sich bis auf Mikroebene und beeinflusst damit auch das Modell der klassischen Familie. Wer lebenslang gute Freunde hat, wird eine*n Ehepartner*in nicht unbedingt vermissen.

… oder doch heiraten?

Ganz ausgedient hat die Ehe laut Professor Neyer aber nicht. „Wir beobachten seit einigen Jahrzehnten das Phänomen der kind-orientierten Ehe. Das heißt: Ehen werden geschlossen, wenn Kinder unterwegs oder geplant sind“, sagt er, warnt jedoch auch: „Eine Eheschließung ist aber keine Garantie für eine lebenslange und glückliche Partnerschaft. Tatsächlich hat heute jede zweite neugeschlossene Ehe das Risiko, geschieden zu werden, die Scheidungszahlen stagnieren aber auf diesem hohen Niveau.“

Das Brautpaar walzt hoffnungsfroh strahlend an mir vorbei. Möglicherweise klappt es ja im zweiten Anlauf. Ich würde es ihnen von Herzen gönnen.

Ehe
© Giphy

Beziehungsgespräche: Wo, wann und wie du sie am besten führst

$
0
0
BeneA/Photocase

Mit deiner Partnerin oder deinem Partner kannst du über alles reden – zumindest sollte es so sein. Aber manche Themen sind eben nicht so einfach zu handeln. Wir haben Tipps gesammelt, wann, wo und wie du die schweren Gespräche führen solltest.

Wer eine tiefe Bindung zu jemandem aufbauen möchte, muss sich öffnen. Verbaler Striptease hält eine Beziehung am Laufen. Eine Studie der University of Arizona zeigt, dass wenn das Timing, die Themen und die Tiefe stimmen, reden eine neue Form der Intimität schaffen kann.

Aber worüber sprechen glückliche Paare? Gerade mal zehn Prozent der Unterhaltungen gehören der Rubrik „Smalltalk“ an. Bei weniger glücklichen Paaren sind es drei mal so viel. Das bedeutet allerdings nicht, dass Pärchen nur über ihr Verhältnis zueinander debattieren. Es kann dabei auch um Politik oder Fernsehen gehen. Wichtig ist nur, dass es sich nicht irgendwann in einem dauerhaften Blabla verläuft. Grundsätzlich sprechen Frauen allerdings viel lieber über die Beziehung als Männer es tun.

[Außerdem auf ze.tt: Nicht-Beziehungen sind die neuen Beziehungen – und das ist gefährlich]

Natürlich kommen in allen Partnerschaften auch unangenehme Themen auf den Tisch. Dazu gehören Gespräche über Ex-Beziehungen, Geld oder die gemeinsamen Zukunftspläne. Das Wann, Wie und Wo kann darüber entscheiden, ob solche ernsten Gespräche gut ausgehen oder im Streit münden.

Wann?

Oberste Regel: Nimm dir für ernste Beziehungsgespräche Zeit. Ein Gespräch über die eignen Wünsche und Gedanken sollte nicht in zehn Minuten abgehandelt werden und gehört sicherlich nicht zwischen zwei Termine gequetscht. Die Beteiligten sollten entspannt und auch gesprächsbereit sein. Das ist natürlich nicht immer so leicht, dank Alltag und unterschiedlichen Biorhythmen. Deshalb sollte die*der Gesprächssuchende nicht nur über seine eigenen Bedürfnisse nachdenken, sondern sich auch klar machen, wie der andere tickt. Es gilt das Motto: Ich kann mein Gegenüber nicht ändern, ich kann mich ihm aber anpassen.

Deshalb macht es sich gut, einen Zeitpunkt zu wählen, an dem beide geistig nicht mit anderen Dingen beschäftigt sind, wie direkt nach der Arbeit oder vor einem anderen wichtigen Termin. Nach dem Sport zum Beispiel ist der Kopf oft viel freier. Beim Mann haben die Hormone sogar noch einen besonderen Einfluss: Der Testosteronspiegel steigt nach dem Training. Dadurch wird er fairer und sozialer. Das belegen Forschungen der Uni Zürich. Die Wissenschaftler haben gezeigt: Das Männerhormon macht nicht dominant, sondern offener, gesprächsbereiter und kooperativer.

[Außerdem auf ze.tt: Was wir von Wühlmäusen über Sex und Beziehung lernen können]

Aber auch nach dem Sex kann ein guter Zeitpunkt sein, da mit der körperlichen Intimität dann auch noch die geistige gestärkt wird. Wichtig ist nur, die Unterhaltung bis zum Schluss zu führen, sonst ist die gemütliche Stimmung im Bett erst einmal dauerhaft passé.

Wo?

Wer die Öffentlichkeit wählt, um zu reden, hat eindeutig zu viel Angst vor der Reaktion des anderen. Gegen einen Spaziergang im Park ist nichts einzuwenden, ein volles Café hingegen, ist dem Partner gegenüber nicht fair. „Wichtig ist es, dem anderen auch immer die Möglichkeit zu geben, sein Gesicht zu wahren und zu antworten“, sagt Psychologin Prof. Dr. Anna Schoch.

So eine Antwort kann allerdings nicht frei sein, wenn gefühlt 60 Ohren um einen herum zuhören. Deshalb ist die heimische Couch wohl ein besserer Ausgangspunkt. Je gemütlicher, desto entspannter. Wie bereits erwähnt, lockert das die Zunge meist schon erheblich. Plus: Eine Studie der Harvard University zeigt, dass Leute, die weicher sitzen, oft auch versöhnlicher sind.

Wie?

Die schwerste Frage von allen. Wichtig ist: Vermeide den Satz „Wir müssen reden …“. Er versaut von Beginn an die Stimmung und verbreitet nur Panik. Wieso am Anfang des Gesprächs nicht einfach erst einmal fragen, wie es dem anderen geht? Erst dann weiß die*der Gesprächssuchende, worauf er sich einstellen muss. Ein ausgereiftes Konzept für die Unterhaltung funktioniert nämlich sowieso nicht: „Ich halte so strukturierte Gespräche für sinnlos. Wenn ich über meine Beziehung nachdenke, und ich muss die ja ständig beobachten und mich selbst beobachten, dann brauche ich vorab keinen genauen Plan“, betont Frau Prof. Dr. Schoch.

Entscheidend ist auch noch, sich selbst vollkommen auf das Gespräch einzulassen. Auch wenn diese Offenheit mich dem anderen Gegenüber verletzlich macht. Die Ärztin und Autorin Astrid Seebeger rät sogar dazu, in Gesprächen stets „schamlos neugierig“ zu sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass man dem anderen möglichst viele unangenehme Fragen stellt, sondern dass die*der Gesprächssuchende sich nicht davor scheut, Interesse zu bekunden und wissensdurstig ist. Erst wenn ich möglichst viele Facetten des anderen kenne, kann ich ihn wirklich verstehen.

[Außerdem auf ze.tt: Generation Beziehungsunfähig? Schon die alten Griechen kamen mit Sex und Liebe nicht klar]

Körperkontakt kann Wunder wirken. Das liegt daran, dass durch zärtliche Berührungen Anti-Stress-Hormone, wie Oxytocin und Serotonin ausgeschüttet werden. Also ruhig auch mal die Hand nehmen, selbst wenn gerade dicke Luft herrscht.

Für die Gesprächsführung gibt noch einen Trick: Die sogenannte „kontrollierte Konversation“. Dabei beginnt die*der Gesprächssuchende damit, der*dem Partner*in zu sagen, was sie*ihn stört. Dabei wird immer aus der „Ich“-Perspektive gesprochen und versucht, den Punkt nicht als Vorwurf zu formulieren. Zudem ist es wichtig, möglichst konkret zu formulieren und sich auf bestimmte Situationen zu beziehen. Verallgemeinerungen tun dem Gegenüber oft unrecht. Wenn der eine geendet hat, fasst das Gegenüber noch einmal zusammen, was sie*er verstanden hat. Das beugt Misskommunikation vor. Erst wenn der erste bestätigt hat, dass die Zusammenfassung zutrifft, darf der zweite dazu Stellung beziehen. Das nimmt jedem ersten Gespräch auch etwas den Druck raus. Vor allem, wenn Wut im Spiel ist. Dann ist der Adrenalinspiegel so hoch, dass er das Denken erschwert und ein sinnvolles Gespräch blockiert.

Genauso wichtig ist aber auch das Zuhören. Dazu gehören auch minutenlange Monologe. Beide müssen aussprechen können, was sie bedrückt, denn nur so können die Konflikte geklärt werden. An gemeinsamen Hürden wächst jede Partnerschaft und am Ende sollte an sich nach so einem Gespräch immer besser fühlen. Außerdem gibt es doch nichts schöneres, als sich nach einem Streitgespräch zu versöhnen.

Single-Leben: Mit Freunden überstehst du jede Einsamkeit

$
0
0
mel-d-fotografie.de/photocase.de

Wer Single ist, hat immer mal wieder schwache Momente. Momente, in denen man sich sehr einsam fühlt. Dann hilft es, sich klarzumachen, wie Freundschaften uns helfen können.

“Einsamkeit ist nur schön, wenn man es jemandem sagen kann”, diesen Satz habe ich vor langer Zeit in dem Roman „Der liebe Augustin“ von Horst Wolfram Geißler gelesen. Er blieb mir im Gedächtnis, denn er drückt ein Erleben aus, das viele von uns immer wieder erfahren. Singles häufiger als andere: Das Gefühl der Einsamkeit.

Es geht dabei gar nicht so sehr um das Gefühl des Alleinseins. Alleinsein kann nämlich auch ein wohliges Gefühl sein, kann Mit-Sich-Sein bedeuten. Mit den eigenen Gedanken, Tagträumereien und Kompliziertheiten, die man alleine manchmal am besten erträgt. Doch so schön dieses innere Erleben ist, irgendwann kommt die Frage: Wohin damit?

Die Sehnsucht nach dem Du

Das sind die Momente, in dem einen die romantische Sehnsucht nach einem*r Partner*in packt. Egal, wie glücklich und zufrieden man sich sonst als Single fühlt. Dann ist sie plötzlich da: Diese doofe Einsamkeit.

Doch was will man da tun? Auf die Schnelle lässt sich kein*e Partner*in herbeizaubern. Keine Nähe zu einem Menschen aufbauen. Was in solchen Momenten hilft, ist, sich klarzumachen, nach was genau wir uns sehnen. Denn dann werden wir vielleicht merken, dass das, was wir meinen zu brauchen, auch von Freunden kommen kann. Denn Freundschaften stillen viele unserer Grundbedürfnisse. Unser Bedürfnis nach Nähe und Anerkennung, nach Geborgenheit und Sicherheit.

Denn egal, wie unverbindlich wir als Generation leben, wie schwer wir uns mit Paar-Beziehungen tun, eine Sache, die können wir: Freundschaften.

Generation Freundschaft

Freunde werden immer mehr zu unserer Ersatzfamilie. Sie sind unsere Wahlverwandtschaften der Jetzt-Zeit. Die Stiftung für Zukunftsfragen hat 2010 in einer Umfrage unter 2.000 Teilnehmer*innen nach den persönlich wichtigsten Lebensqualitäten gefragt. „Freunde“ wurden von 92 Prozent als besonders wichtig genannt. Eine Zunahme von immerhin neun Prozent im Vergleich zu der gleichen Erhebung im Jahr 2002. Freundschaften rangierten in der Rangliste auch noch vor Partnerschaft.

Diese Zahlen sind nicht nur Ausdruck des demographischen Wandels, in Zeiten, in denen es mehr Singles gibt als je zuvor, Ehen öfter in die Brüche gehen und weniger Kinder geboren werden. Es zeigt auch, wie wir mit einem Leben umgehen, das uns verstärkt in die Flexibilität zwingt. Das uns alle möglichen Unsicherheiten zumutet – von Jobs, über Altersversorgung, bis hin zu wechselnden Wohnorten.

Wir mögen die rastlose Generation der Nicht-Beziehungs-Menschen sein, aber eine Sache haben wir offensichtlich verinnerlicht: Enge Beziehungen sind essentiell für unser Glück. Und für viele von uns sind das eben enge Beziehungen zu Freunden.

Du bist nicht allein

Gerade wenn sich die Einsamkeit mal wieder anfühlt wie ein kühles Moor in das man versinkt, können Freunde die Hände reichen und uns aus dem Sumpf herausziehen. Denn oftmals brauchen wir in solchen Situationen auch einfach nur die Versicherung: Du bist prima. Du wirst sehr gemocht. Und ich bin für dich da.

Außerdem bieten Freundschaften heutzutage auch verstärkt Ersatz für das, was vielleicht klassischerweise einer Paar-Beziehung vorbehalten war: Dasein im Alltag. Dank sozialer Netzwerke und Messenger-Dienste können wir, selbst wenn wir in verschiedenen Städten wohnen, eine Art gemeinsamen Lebens führen. Im Alltag füreinander da sein. Die Anzahl der Facebook-Nachrichten, die ich mir mit meinen engsten Freundinnen im letzten Jahr geschrieben habe, geht in die Tausende. Es kommt mir manchmal vor, als würden wir gemeinsam Tagebuch führen.

Ob es dabei um anbahnenden Liebeskummer geht oder einfach um die Frage, ob die Halsschmerzen von gestern wieder besser sind. Gemeinsame Rituale, Einkaufsberatung, ein Streetart-Foto mit dem Satz: “Grad an Dich gedacht”. Dieses Aneinander-Denken tut zutiefst gut.

Sicher, es gibt Dinge, die können Freundschaften nicht leisten. Und das muss bei sexueller Nähe gar nicht aufhören. Aber gute Freunde können uns zeigen, immer wieder, dass wir alles andere als alleine sind. Etwas, was im Übrigen auch in romantischen Beziehungen keine Selbstverständlichkeit ist. Gemeinsam ist eben alles besser zu ertragen.

Viewing all 252 articles
Browse latest View live